Politjargon einst und jetzt

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Sprache der Politik meint nicht bloß den Wortschatz staatlicher Institutionen, sondern auch den informellen Sprachgebrauch von Politikern und Journalisten im öffentlichen Alltag.Und gerade in diesem Segment entstehen oft köstliche Neubildungen, die komplexe Sachfragen und diffizile Sinnbezirke zu einem schlagenden Neologismus verdichten.

Dass das kulinarische Spargelessen auch politische Konnotationen aufweist, ist erst jüngst wieder klar geworden. Die verbale Eintagsfliege für eine Annäherung zwischen Alfred Gusenbauer und Jörg Haider wird immer wieder für gastronomisch getarnte Polit-Flirts aufgegriffen.

Ein Gustostück der besonderen Art ist die Bildung kranke Kassen. Ihre sprachlichen Scharniere sind das Nebeneinander von Fügungen wie große Stadt oder schönes Wetter und den Zusammensetzungen Großstadt bzw. Schönwetter. Danach wird nun der Terminus Krankenkassen semantisch gegen den Strich gebürstet und neu interpretiert: das sanierende Unternehmen wird selbst zum Pflegefall.

Zur Berühmtheit ist ein euphemistischer Sager Bruno Kreiskys gelangt. Als er bei Exportgeschäften der Steyrer-Werke im Waffenbereich von Kettenfahrzeugen sprach, waren damit natürlich Panzer gemeint: Aber wer bei diesem Ausdruck an Fahrräder dachte, konnte beruhigt schlafen.

Geburtenregelung und Schülerzahlen standen und stehen in einem heiklen proportionalen Verhältnis zueinander. In den 70er Jahren hat der Politjargon die beiden Problemfelder mit den Neuwörtern Pillenknick und Lehrerschwemme benannt. Und schon bald kursierte folgender Flüsterwitz: Zu Schulbeginn wartet der gesamte Lehrkörper einer Volksschule auf den neuen Nachwuchs. Es erscheint aber nur ein einziger Bub, der die Pädagogenschar so begrüßt: "Servus Lehrerschwemme, ich bin der Pillenknick."

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