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Neulich war der Papst dran, jetzt ist Hitler wieder an der Reihe. Mit den Gedenkfeiern zum Kriegsende vor sechzig Jahren und den termingerecht präsentierten Filmen wird Hitler wieder einmal zu einem der beliebtesten Bildmotive in unseren Illustrierten und Zeitungen. Nach Bruno Ganz als Hitler nun also Tobias Moretti als Hitler. Was für ein Glück! Wir können nicht nur darüber befinden, welcher Schauspieler seiner Aufgabe besser gerecht wird, sondern die alte Frage tut sich wieder auf: wie war der wirkliche Hitler denn eigentlich so in Wirklichkeit? Das fragen sich Journalisten gerne. Sie zucken mit den Schultern und sagen: "Hitler sells!" Noch verkaufsträchtiger wären - ein paar Vorschläge gefällig? Nicole Kidman als Hitler oder Karl Moik als Hitler und für das Jahr 2006 sollte man vielleicht über Sigmund Freud und Mozart als Hitler nachdenken.

Trotz der ultimativen Auskünfte sämtlicher Köchinnen im Führerbunker, die wirklichen Umstände verschwinden hinter ihren Lebenszeugnissen. Denn wir erfahren nichts Neues, bekräftigt wird nur das bekannte Bild, der Mythos des im Alltag freundlichen, aber unergründlichen Dämons. Die Bilder aber machen Hitler, wie Andy Warhol oder Che Guevara, zur Pop-Ikone.

"Das Erscheinende löst die Wirklichkeit ab. Und das ist ein Problem unserer heutigen, sagen wir: medialen Existenz, dass wir durch den Schein nicht bis zur Wirklichkeit durchdringen können und damit in einer unwirklichen Wirklichkeit leben. Denn diese unwirkliche Wirklichkeit, die sich in Bildern zeigt, die wird dann doch eine Macht und bestimmt weitgehend das Denken und Handeln der Menschen." Sie erraten sicher nicht, wer das geschrieben hat: Es war Kardinal Ratzinger, im Jahre 1996.

Der Autor arbeitet am Kulturforum der Österreichischen

Botschaft in Berlin.

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