Positiv wirtschaften wird bestraft

Werbung
Werbung
Werbung

Direktor Klaus Albrecht Schröder schlägt Alarm: Die Finanzkrise sei eine "Katastrophe für sein Museum". Vor Weihnachten war Schröder nach New York aufgebrochen, um sich mit zehn Künstlern zu treffen. Um die Rücklagen des Bundesmuseums zu schonen, müssten aber Ankäufe minimiert werden. "Ich werde diesmal praktisch nichts kaufen können", klagte Schröder vor seiner Abreise dem Standard.

In den vergangen Wochen habe die Albertina zwei Millionen Euro an Sponsoren eingebüßt, teilte Schröder dann dem US-Branchendienst The Art Newspaper mit. Ein europäischer Mäzen, der den Aufbau der fotografischen Sammlung gefördert hatte, musste seine Unterstützung annullieren, und ein österreichisches Unternehmen stellte seine jährliche Zahlung von einer Million Euro für den Ankauf zeitgenössischer Werke ein.

Die für September geplante Jörg- Immendorff-Ausstellung wurde aufgrund der wirtschaftlichen Lage bereits abgesagt. Nicht gefährdet sind hingegen die Gerhard-Richter-Retrospektive, die am 30. Jänner öffnet, und die große Schau des niederländischen 17. Jahrhunderts "Das Zeitalter Rembrandts" (ab 4. März). Für beide Ausstellungen konnten entgegen medialer Berichte Sponsoren gefunden werden. Auch Kommunalkredit, Superfund und Post, die drei Hauptsponsoren der Albertina, bekräftigen ihren Wunsch nach einer weiteren Zusammenarbeit mit dem Museum.

Schröder macht im vorliegenden Fall aber auf ein gravierendes Problem aufmerksam: Kulturellen Einrichtungen, denen es gelingt, einen hohen Eigendeckungsgrad zu erwirtschaften, drohen stagnierende Subventionen.

Heikle Verhandlungen

Der Wiener Musikverein konnte von 2004 bis 2007 Anlagevermögen und Eigenkapital steigern sowie die Rücklagen fast verdoppeln. Das Wiener Kontrollamt forderte daraufhin einen Subventionsstopp und Rückzahlungen der seit 2004 getätigten Förderungen der Stadt Wien. "Der Kontrollamtsbericht hat uns nachhaltig geschadet", ärgerte sich Intendant Thomas Angyan: "Obwohl es außer uns wohl nicht viele gibt, denen vorgeworfen wird, zu gut zu wirtschaften." Ein Sponsor sei dem Haus bereits abhanden gekommen, weitere heikle Verhandlungen stünden bevor.

Das gleiche Problem plagt die Albertina: Seit der Wiedereröffnung 2003 erhält das Bundesmuseum eine jährlich konstante Basisabgeltung von 5,749 Millionen Euro, der Rest des 18-Millionen-Euro-Umsatzes wurde bei steigenden Kosten selbst erwirtschaftet. Wenn in wirtschaftlich turbulenten Phasen die private Unterstützung aber ausbleibt, werden Häuser mit hoher Eigendeckung finanziell besonders verletzbar.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung