Preise ohne Preisträger

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Im Standard begründete dieser Tage die Schriftstellerin Olga Flor, warum sie einen von der ÖVP gestifteten Literaturpreis nicht annehmen will. Erst vor wenigen Wochen hat es ihre Kollegin Marlene Streeruwitz abgelehnt, einen Kulturpreis von Außenministerin Benita Ferrero-Waldner im Empfang zu nehmen. Werden Preise zu einem politischen Schlachtfeld?

Würde sich die Qualität von Kunst immer in ihrem Marktwert ausdrücken, bedürfte es, zumindest aus pekuniären Gründen, keiner Kulturpreise. Aber da sich bekanntlich auf vielen Gebieten eher die billige Massenware durchsetzt, haben Auszeichnungen, weil sie einerseits eine Anerkennung darstellen und anderseits oft das Ausüben sonst eher "brotloser" Künste fördern, Sinn und Zweck.

Ob jene, die Preise vergeben und finanzieren, immer glücklich darüber sind, welcher Person die Jury einen Preis zuerkannt hat, ist eine Frage, die schon heikle Situationen heraufbeschworen hat. Die andere Frage ist, ob sich jemand über Auszeichnungen vom "gegnerischen Lager" freuen kann und wie er oder sie darauf reagiert. Den Preis, der ja nicht der politischen Einstellung, sondern einer besonderen Leistung gilt, annehmen und dafür in der Dankrede sagen, dass man sich dadurch nicht vereinnahmen lässt und seiner politischen Linie treu bleibt, ist eine legitime Möglichkeit.

Auch die Ablehnung eines Preises verdient Respekt, sie birgt nur, wenn sie Schule macht, eine große Gefahr: Dass schon bei der Vergabe von Preisen noch mehr als bisher ausschließlich Leute ins Auge gefasst werden, bei denen ein solcher Schritt nicht zu befürchten ist. Das kann aber, egal welche Richtung gerade am Ruder und zur Verleihung wichtiger Auszeichnungen imstande ist, letztlich nur zu einer Verarmung der Kulturlandschaft führen.

Der Autor ist freier Publizist in Wien.

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