Presse und das Prinzip Vielfalt

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Das WirtschaftsBlatt wird eingestellt, da waren's nur noch zehn. Nach Abzug von Staatsblatt, Parteiorgan und Gratisgazetten lassen sich Österreichs Tageszeitungen an zwei Händen abzählen. Von 1953 noch 34 Titeln hatte sich diese Einfalt vor allem infolge des Niedergangs der Parteipostillen schon 1993 auf 17 reduziert. Pressevielfalt sah und sieht anders aus: In der bevölkerungsärmeren Schweiz ist dieses Angebot zehnmal reichhaltiger, die 9,5 Millionen Schweden verfügen über 170 Tageszeitungen.

Fürs WirtschaftsBlatt kommt die Enquete zur Presseförderung am 19. September zu spät. Und für einige verbliebene Zeitungen ist es schon fünf vor zwölf. Das gilt nicht nur für Subventionsbedürftige, sondern auch für die Wiener Kleinformate. Krone, Heute und Österreich profitieren am meisten von einer schlampigen Umgehung der offiziellen Presseförderung - Inseratenschaltung öffentlicher Stellen.

Dieses "Prinzip Faymann" will Christian Kern offenbar nicht fortsetzen. Also drischt der Boulevard bereits auf seinen Kanzleramtsminister Thomas Drozda ein, der eine neue Presseförderung aufgrund von Inhaltsqualität andenkt. Unterdessen zeigt ein weiterer Blick auf die Schweiz und Schweden, dass andere Staaten ihre Printmedien viel stärker unterstützen - die Eidgenossen durch doppelt so viel, die Skandinavier sogar mit dem sechsfachen Gesamtbetrag. In Österreich waren es zuletzt 8,9 Millionen Euro. Zum Vergleich: Der ORF bekommt 600 Millionen Euro.

Digitalisierung und Globalisierung bedingen die Neudefinition eines nationalen öffentlichen Auftrags an die einheimische Medienlandschaft. Rundfunkgebühr und Presseförderung, die roten Tücher der Populisten, dürfen deshalb nicht isoliert betrachtet werden. Es geht darum, was unsere Demokratie zur Wahrung und Entwicklung einer österreichischen Kultur und Identität als mediale Plattform braucht.

Der Autor ist Medienberater und Politikanalyst

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