Priesteramt weiter entwickeln

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"Kirche -als Bewegung wie als Organisation - hat gegenwärtig keinen Brückenkopf, der so schutzlos in die religiösen Umbrüche der Gegenwart hineingehalten wird, wie den Weltpriester."(M. Sellmann)

Das ist gut gesagt und noch eher milde umschrieben. Die Weihezahlen genügen schon lange nicht mehr, um die bisherige kirchliche Ordnung der Dinge aufrecht zu erhalten, und alles, worauf die katholische Kirche in ihrem Klerus stolz war, seine enthaltsame Erhabenheit über den Sex, seine individuelle Heiligkeit und seine überlegene Bildung, ist in den Augen einer aufmerksamen Öffentlichkeit so ziemlich dahin.

Priester sind theologisch gesehen die amtliche Zusage, dass Gott Horizonte für uns bereithält, die unendlich größer sind als unsere kleinen Hoffnungen. Aber nur wenn Priester auch wirklich so erfahren werden, als Agenten der Freiheit und der größeren Gnade, kann man das glauben. Ich habe es von meinem Bruder bis zu meinen wissenschaftlichen Lehrern immer wieder erlebt. Das war ein Geschenk.

Ein solches "sakramentales Konzept hat die Vorrangstellung des Untergeordneten und die Unterordnung des Vorrangigen zu betonen. Es hat grundsätzlich missionarischen Charakter und somit apostolische Qualität", so mein Lehrer Elmar Klinger. Das katholische Weihepriestertum hat jedenfalls weit mehr als Durchhalteparolen verdient, mehr auch als die diversen umlaufenden Retro-Utopien: seine Weiterentwicklung braucht Fantasie, Kreativität, Freiheit und Vertrauen.

In "Amoris laetitia" hat der Papst seiner Kirche gesagt, wie sie sich gegenüber der Welt zeigen sollte: demütig, liebend, aufmerksam, hilfreich, rettend und nicht richtend. Daran könnten sich auch die Reformbemühungen des katholischen Priestertums orientieren.

Der Autor ist katholischer Pastoraltheologe an der Universität Graz

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