Man glaubt es nicht: Schon zum fünften Mal liegt nun der bei der letzten großen gesetzlichen ORF-Reform zur Verpflichtung gewordene Public-Value-Bericht des ORF vor. Schon? Erst! Denn dass das öffentlich-rechtliche Medium zuvor keine systematische - inhaltliche - Rechenschaft darüber abgeben musste, was denn der öffentliche Mehrwert der bekanntlich gebührenfinanzierten Institution sei, darf als typisch österreichisch gelten.
Diesmal ist es kein in Buchform gestalteter Bericht, sondern der diesjährige "Public Value Report“ kommt in der Anmutung einer Qualitätszeitung daher (Downloads des Berichts unter: zukunft.orf.at). Man konzediert den Gestaltern des Berichts, dass sie ein buntes Panorama an Eigendarstellungen und Diskussionsbeiträgen zu Fragen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks zusammengetragen haben und auch Stimmen von außen - sowohl aus dem heimischen als auch aus dem europäischen Bereich der Kommunikationswissenschaften und Medienbeobachtung zu Wort kommen lassen. Wie sich der ORF sieht, und wie er seine Aufgaben und Funktionen für die Gesellschaft definiert, soll auch dokumentiert und nachzulesen sein. Dass sich die Anstalt dieser Selbstvergewisserung unterzieht, gehört zu den Positiva, die gemeinsam mit vielen Details zu Programm(planung) hier zu finden sind.
Dass die Beobachtung des Public Value aber keineswegs nur im Hause selber geschehen kann, ist jedoch gleichzeitig auch einzumahnen - natürlich nicht vom ORF, sondern von der Politik, die die Rahmenbedingungen zu setzen hat. Es liegt in der Natur des Unterfangens, dass der Public-Value-Bericht als ORF-Hauszeitung, wie er zurzeit erscheint, selbstreferenziell sein muss. Die an dieser Stelle schon in den letzten Jahren kritisierte Tendenz, alles, was der ORF an Programm und Aktivitäten bietet, unter die Erfüllung des Public-Value-Auftrags zu subsumieren, könnte man augenzwinkernd durchgehen lassen. Andererseits wird das Publikum, also die Öffentlichkeit, so ein wenig für dumm verkauft. Aber nochmals: Dieser Geburtsfehler in der Konstruktion des Public-Value-Berichts ist nicht dem ORF anzukreiden.
Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.
In Kürze startet hier der FURCHE-Navigator.
Steigen Sie ein in die Diskurse der Vergangenheit und entdecken Sie das Wesentliche für die Gegenwart. Zu jedem Artikel finden Sie weitere Beiträge, die den Blickwinkel inhaltlich erweitern und historisch vertiefen. Dafür digitalisieren wir die FURCHE zurück bis zum Gründungsjahr 1945 - wir beginnen mit dem gesamten Content der letzten 20 Jahre Entdecken Sie hier in Kürze Texte von FURCHE-Autorinnen und -Autoren wie Friedrich Heer, Thomas Bernhard, Hilde Spiel, Kardinal König, Hubert Feichtlbauer, Elfriede Jelinek oder Josef Hader!