Prominenter Anlauf zur Kirchenreform

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Eine neue "Laieninitiative" mit prominenten Ex-Politikern mahnt Kirchenreformen ein - und erhebt alte Forderungen neu: Aufhebung des Pflichtzölibats, Reaktivierung verheirateter Priester, "Viri probati", Diakonat für Frauen.

Nicht als Politiker seien sie hier, beteuerten die drei ehemaligen ÖVP-Granden Herbert Kohlmaier, Andreas Khol und Erhard Busek, "sondern nur als Anhänger der katholischen Kirche". Als solche treten sie im Zuge der neu gegründeten "Laieninitiative", die vergangene Woche der Öffentlichkeit präsentiert wurde, für Reformen in der katholischen Kirche ein: die Reaktivierung von Priestern, die ihrer Ämter enthoben wurden, weil sie eine Ehe eingegangen sind, die Abschaffung des Pflichtzölibats, die Zulassung von Frauen zum Diakonat sowie die Weihe von sogenannten "viri probati", also verheirateten "bewährten Männern" zu Priestern.

Im Prinzip ist das nichts Neues. Seit dem Kirchenvolks-Begehren 1995 macht sich beispielsweise die Plattform "Wir sind Christen" für diese Forderungen stark, oder auch die sogenannte "Pfarrerinitiative" rund um den Probstdorfer Pfarrer und FURCHE-Kolumnisten Helmut Schüller.

Was die "Laieninitiative" allerdings von diesen anderen Bemühungen unterscheiden soll, ist vor allem die Bereitschaft, diese Ziele energisch weiterzuverfolgen, sollte man bei den österreichischen Bischöfen nicht auf Gehör stoßen. In diesem Fall würde man "eine Situation herbeiführen, die von den Bischöfen und dann auch der zentralen Kirchenleitung in Rom nicht mehr übergangen werden kann". Welche konkreten Maßnahmen damit gemeint sind, will der frühere Volksanwalt und Sprecher der Initiative Herbert Kohlmaier allerdings nicht präzisieren. "Wir wollen bewusst keine Drohungen aussprechen, das wäre kontraproduktiv." Man grenzt sich also einerseits von früheren Anstrengungen durch die Bereitschaft, mit Nachdruck zu agieren, ab. Andererseits meint Kohlmaier: "Wir sehen das als Worst-Case-Szenario und hoffen, dass es nicht so weit kommen muss."

Auch die Tatsache, dass - zunächst, wie Kohlmaier betont - für Frauen nur die Zulassung zum Diakonat gefordert wird, nicht aber jene zum Priesteramt, was eine wesentlich komplexere Diskussion auslösen würde, ist ein deutlicher Hinweis darauf, dass die Laieninitiative versucht, der Kirchenleitung einen Schritt entgegenzukommen.

Die Ambivalenz zwischen der nicht ausgesprochenen Drohung auf der einen und den dadurch aber erst recht angedrohten Konsequenzen auf der anderen Seite ist auch der einzige Kritikpunkt der Wiener Pastoraltheologin Regina Polak an der Laieninitiative. Grundsätzlich halte sie diese für eine gute Sache, allerdings sieht sie in der Art, wie man an die Öffentlichkeit gegangen ist, einen kommunikationsstrategischen Fehler. "Diese Drohung, von der extra behauptet wird, dass sie keine ist, übt natürlich erst recht Druck aus und treibt die Kirchenleitung in eine defensive Position."

Appell an "beide Seiten"

Polak appelliert in diesem Sinne an beide Seiten, sich über das eigentliche gemeinsame Ziel zu verständigen, nämlich dem Bedeutungsschwund, mit dem die katholische Kirche in Österreich zweifellos zu kämpfen hat, entgegenzuwirken. Außerdem, so Polak, glaube sie nicht, dass dieser Konflikt auf einer rein pastoralpragmatischen Ebene zu lösen sei. "Man sollte sich den scheinbaren Luxus einer theologisch tiefer gehenden Diskussion leisten."

Die Laieninitiative stimmt dem grundsätzlich zu, schließlich will man ja nur notfalls auf die angedeuteten Maßnahmen gegen die Kirche zurückgreifen. Die geforderten Reformen sieht man ohnehin als theologisch begründet an. Man zeigt sich also durchaus gesprächsbereit. Im Herbst will die Laieninitiative der Bischofskonferenz die gesammelten Unterschriften und Unterstützungserklärungen, für die eine eigene Web- seite eingerichtet wurde ( www.laieninitiative.at), vorlegen.

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