Protektion für das europäische Kino

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In ganz Europa kämpfen die kleinen Kinos ums Überleben. Die EU und Frankreich versuchen massiv gegenzusteuern.

Das Kinosterben ist kein österreichischer Trend allein. In ganz Europa kämpfen kleine Kinos ums Überleben. Doch sprechen die Zahlen zunächst eine andere Sprache: Die Europäer (EU-15) gingen im Jahr 2000 rund 850 Millionen Mal ins Kino (812 Millionen im Jahr 1999, ein Plus von 4,7 Prozent). In Deutschland, wo es rund 4.100 Kinos gibt, stiegen die Besucherzahlen in den ersten neun Monaten des Jahres 2001 um 15 Prozent, in Frankreich um ein Zehntel. Den stärksten Anstieg verzeichnete Irland (20 Prozent), Österreich hatte 2000 rund neun Prozent mehr Besucher, im Jahr 2001 gleich um rund 14 Prozent mehr. Innerhalb der EU-15 gibt es rund 10.700 Kinos (USA: 7.400), dafür führen die USA mit 37.000 Leinwänden vor der EU mit 25.000 Leinwänden. Die EU-15 produzierten im Jahr 2000 genau 604 abendfüllende Kinofilme, die USA 762. Etwas mehr als die Hälfte aller in der EU aufgeführten Kinofilme stammten aus den USA.

In Deutschland kämpfen kleine Kinos ebenso gegen die Übermacht der Multiplex-Tempel. In München etwa schlossen 2001 gleich zwei alteingesessene Programmkinos. "Doch auch das Multiplex-Sterben hat in Deutschland schon begonnen", weiß Harald Grabner von der Wiener Constantin-Gruppe. In Dresden etwa ging ein Multiplex in Konkurs, das nun mit neuem Betreiber als "Arthaus-Center" ausschließlich gehobene Filmware spielen will und damit den lokalen Kleinkinomarkt bedroht. Die örtlichen Programmkinobetreiber befürchten etwa, dass sich der Verdrängungswettbewerb nun vermehrt auf den Filmkunstmarkt verlegt. Die zahlreichen "kommunalen Kinos" der Bundesrepublik, überwiegend betrieben von Stadtverwaltungen oder Vereinen, werden hingegen als "Museen der 7. Kunst" verstanden.

In Frankreich zeigt sich ebenso der internationale Trend: Die Zahl der Multiplexe stieg in den neunziger Jahren sprunghaft an (Marktanteil 1998: 22,7 Prozent), gespielt wird massentaugliche Kinoware. Der französische Film wurde an den Rand gedrängt und verlor Marktanteile, ehe er sich im Vorjahr das verlorene Terrain unter anderem durch Filme wie "Die fabelhafte Welt der Amélie" zurückeroberte. Eine Vielzahl von gesetzlichen Regelungen sollen zudem die Kinos schützen. So dürfen an bestimmten Abenden, zum Beispiel Samstag, im Fernsehen keine Kinospielfilme gezeigt werden, und die Videoauswertung eines Kinofilms darf erst neun Monate nach Kinostart erfolgen (bei uns: sechs Monate). Erst kürzlich gab es einen Aufschrei in Frankreichs Filmindustrie, als Jean-Marie Messier, Chef des mächtigen Vivendi-Universal-Konzerns, den baldigen Tod all dieser "kulturellen Ausnahmen" ankündigte.

Unterstützung für Kinos gibt es seit 1992 durch das MEDIA-Programm der EU: Die "European Cinemas" vergeben Förderungen an 370 Kinos in 230 europäischen Städten. Bedingung: Mindestens 50 Prozent der gespielten Filme in diesen Häusern müssen aus Europa stammen. In Österreich kommen derzeit 12 Kinos in den Genuss solcher Förderungen, darunter das Grazer KIZ, "Das Kino" in Salzburg, Movimento in Linz, Leokino in Innsbruck sowie Künstlerhaus, Stadtkino oder Votiv in Wien.

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