Proteste erschüttern China

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Die Wirtschaftskrise schien China kaum etwas anhaben zu können. Im Krisenjahr 2009 wuchs die chinesische Wirtschaft um 8,7 Prozent. Doch nun wird das Land von Arbeiterprotesten, Streiks und Selbstmorden in Unternehmen gebeutelt. Besonders die Selbstmordserie mit elf Toten bei dem taiwanesischen Konzern Foxconn, der unter anderem auch für Apple produziert, hat die nationale wie internationale Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Das Unternehmen, das in der südchinesischen Stadt Shenzhen produziert, erhöhte die Löhne in der Folge um 30 Prozent. Der Konzern überlegt allerdings bereits die Produktion in die zentrale Provinz Henan zu verlagern in der der Mindestlohn statt bei 130 Euro nur bei 70 Euro liegt.

Allein im Zeitraum von 25. Mai bis 12. Juli gab es 38 Protestkundgebungen von Arbeitern. Die Streiks und Demonstrationen finden hauptsächlich im Osten des Landes, in den Wirtschaftszentren an der Küste, statt. Die Proteste, die sich zumeist gegen ausländische Konzerne richten, fordern bessere Arbeitsbedingungen und eine Erhöhung des Mindestlohns. Beobachter sprechen bereits von den größten Protesten seit der Niederschlagung der Studentenbewegung auf dem Platz des Himmlischen Friedens 1989.

Verhaltene Reaktionen der Regierung

Die chinesische Regierung reagiert ungewohnt, es gibt wenig Interesse die Proteste zu stoppen. Zwar gab es vereinzelt Verhaftungen, die Polizei ließ die Proteste jedoch zumeist gewähren. Als Folge der Unruhen haben bereits einige ausländische Firmen die Löhne in den Fabriken erhöht. Am 1. Juli kündigte auch die Regierung an die Mindestlöhne in vielen Städten und Provinzen anzuheben. In Peking soll der Mindestlohn um 20 Prozent auf 960 Yuan (115 Euro) erhöht werden. In den letzten Jahren lag die Steigerung etwa bei zehn Prozent.

Was wären die Folgen von steigenden Löhnen in China? Es wird geschätzt, dass durch Abwanderung etwa 700.000 Arbeitsplätze verloren gehen könnten.Diese Entwicklung ist bereits sichtbar. Produktionsstätten werden ins Landesinnere von China, wo die Löhne niedriger sind als an den florierenden Küstenregionen, oder aber in andere Niedriglohnländer in Südostasien verlegt. Aber steigende Löhne hätten auch mehr Kaufkraft der Bevölkerung und damit eine steigende Inlandsnachfrage zur Folge. Gerade darauf hofft die chinesische Führung angesichts der anhaltenden Krise in Europa und den USA. Zudem hofft die Regierung durch steigende Löhne einen Ausgleich des Arm-reich-Gefälles zwischen den Küstenregionen und Zentral- und Nordchinas zu erreichen und die Wanderarbeiterbewegung einzudämmen.

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