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Mörbisch und St. Margarethen - die Festspiele erfreuen, ermüden und entzücken ihr Publikum.

Was bei den Seefestspielen von Mörbisch schon vor Jahren geschehen ist, wurde bei den Opernfestspielen von St. Margarethen jetzt nachgeholt: Eine großzügige Umgestaltung des Publikumsbereichs hat stattgefunden; durch ein neues Entree und über eine imposante Rampenkonstruktion - eine "Brücke in die Welt der Oper" laut Intendant Wolfgang Werner - betritt man den Römersteinbruch, heuer zu Aufführungen von Giuseppe Verdis "La Traviata", ein sehr intimes Stück, das keineswegs nach großen Bühnendimensionen verlangt. In St. Margarethen wird es als Theater im Theater gespielt, wofür Bühnenbildner Manfred Waba die prächtige Fassade des Pariser Opernhauses Palais Garnier nachgebaut hat: Dessen Front lässt sich öffnen und gibt den Blick auf ein ebenso prunkvolles Bühnenportal samt Logenrängen frei - die Spielfläche für die Oper.

Schleppendes Szenario

Doch damit sind die Showeffekte der Produktion bereits ausgeschöpft, das szenische Arrangement von Regisseur Robert Herzl verblieb ansonsten im Allgemeinen. Bieder schleppten sich viele Szenen dahin und wurden noch dazu in die Länge gezogen, da man sich unnötigerweise auf eine absolut strichlose Version des Werkes verstiegen hatte. Für eine solche Fassung war weder die dubiose Verstärkung tauglich, noch die Positionierung des Orchesters weit entfernt von der Bühne und schon gar nicht das schwammige Dirigat von Ernst Märzendorfer, der nicht einmal allein in der Koordination der Slowakischen Philharmonie überzeugte - von einem Mitatmen mit den Solisten gar nicht zu reden.

Unter ihnen überzeugte bei der Premiere am 9. Juli Jean-François Borras mit sicheren Höhen bei sonst etwas zu leicht und hell wirkender Stimme als Alfredo, vor allem aber die souveräne Violetta von Kristiane Kaiser. Perlende Koloraturen, blühende Legatobögen, makellose Pianophrasen und ein facettenreich differenzierter Vortrag hoben ihre Leistungen weit über alle Mitwirkenden (dritter im Bunde unter den Protagonisten war der äußerst matt und begrenzt tönende Vater Germont von Georg Tichy) heraus - und das gleich bei ihrem bravourös gelungenen Rollendebüt.

Freude fürs Auge

Am Tag danach eröffneten die Seefestspiele Mörbisch - und um es gleich vorweg zu nehmen: Alle, die vom tristen "Wiener Blut" des Vorjahres enttäuscht waren, werden in diesem Jahr bei Ralf Benatzkys "Im weißen Rössl" voll entschädigt. Rolf Langenfass hat eine prächtig pittoreske Salzkammergut-Kulisse auf die Bühne gezaubert, vor allem ist es aber Regisseur Karl Absenger gelungen, die ganze Breite der Cinemascope-Bühne hervorragend zu nutzen und abwechslungs- und ideenreich zu bespielen. Das Auge hat immer etwas zu schauen, doch nicht nur die Massenszenen sind effektvoll gelungen, auch viele "intime" Momente kommen gut herüber.

Kaiser Harald Serafin I.

Daran hat Rainhard Fendrich gehörigen Anteil: Sein Oberkellner Leopold hat Charme und überzeugt als Figur - ein Charakter mit Ecken und Kanten und erstaunlichen Zwischentönen. Klaus Eberhartinger ist ein herrlicher Sigismund par excellence, Ina Nadine Wagler sein entzückendes Klärchen, Rafael Schuchter ein flink präsenter Piccolo, Marco Jentzsch und Anja-Katharina Wigger ansprechende Besetzungen für das lyrische Paar Dr. Siedler - Ottilie und Klaus-Dieter Lerche ein rollendeckend grantiger Giesecke.

Enttäuschend blieb im Grunde nur die blasse Rösslwirtin von Zabine Kapfinger: Ihre Stimme tönte schmal und ihre schauspielerischen Talente wirkten bescheiden. Ganz das Gegenteil vom "Hausherrn", Intendant Harald Serafin, der mit seinen Kurzauftritten als Kaiser Franz Joseph ein "wunderbares" Charakterbild zeichnete.

Etwas unterprobt schienen die an sich originellen Choreografien von Giorgio Madia, sicher koordiniert die musikalischen Abläufe unter der Leitung von Rudolf Bibl, wenn auch die Chor- und (kurzzeitig komplett versagende) Orchesterverstärkung kaum befriedigten, was letztendlich aber die gute Stimmung nicht trüben konnte. Ein wenig enttäuscht werden aber vielleicht doch die Käufer und Käuferinnen der CD zur Produktion sein, diese wurde nämlich ohne die promoteten Stars à la Zabine, Fendrich und Eberhartinger aufgenommen.

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