Quote für die Grauen Panther!

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Die klassischen Nachrichtenanbieter haben einen neuen Wettbewerber zu fürchten: Im Nachbarland Schweiz machen pensionierte Journalisten und Journalistinnen im Internet von sich reden. Dafür gibt es gleich zwei Beispiele: Journal 21 ist als Internet-Zeitung seit 2010 online. Infosperber kam ein halbes Jahr später auf den Markt. Die "Philosophie“ der beiden Web-Angebote ähnelt sich: Es brauche vertiefte Analysen und Hintergrundberichte, um der Nachrichtenflut zu begegnen, man wolle "vergessene Zusammenhänge und vernachlässigte Perspektiven“ ausleuchten. Beide Plattformen liefern vielerlei Belege, dass sie ihren hohen Anspruch einlösen.

Zum Team von Journal21 gehören 80 erfahrene Journalistinnen und Journalisten, viele von ihnen prominent. Spiritus rector der Plattform ist der vormalige Chef der Schweizer Tagesschau, Heiner Hug. Beim Infosperber ist die Truppe deutlich kleiner: Im Impressum sind 40 Journalisten aufgeführt. Auch hier gehören bekannte Persönlichkeiten zu den Initiatoren.

Die schiere Existenz der beiden Plattformen deutet darauf hin, dass die etablierten Medien einmal mehr versagen - vermutlich nicht nur in der Schweiz, sondern auch in Österreich: Es scheint ihnen nicht zu gelingen, das Potenzial der jungen Alten für sich zu erschließen - und damit auch Sichtweisen der Generation 65-plus angemessen wiederzugeben.

Für die Redaktionen ist es ein unnötiger Aderlass, wenn geistig rege Kollegen mit 65 einfach aufs Altenteil geschickt werden. Wenn immer mehr Menschen dieser Alterskohorte angehören, sollten sich die Medien darum kümmern, dass diese auch im Berichterstattungsalltag präsent sind. Um Quoten für Frauen und Minderheiten wird weiterhin heftig gestritten. Wenn man schon für Quoten kämpft, wird es Zeit, auch den "Grauen Panthern“ ihre Quote zu sichern.

Der Autor ist Medienwissenschafter an der Uni Lugano/CH

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