Quotenpanik, nein danke!

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Eigentlich haben wir vor 14 Tagen die Parole ausgegeben, dem ORF Reformzeit zu geben - ohne gleich zu granteln, dass der Küniglberg zwar gekreißt, aber das Reformbaby ganz und gar nicht die Erwartungen der Seher(innen)familie erfüllt habe. Es fällt dieser Tage schwer, obigem Entschluss treu zu bleiben, denn das mediale Trommelfeuer gegen den ORF hat alle Medien erfasst, und das öffentliche Land schreit unisono: Die Reform sei 1.) keine solche, 2.) gescheitert und bedürfe 3.) einer extraschnellen Gegen-Reform.

Was steht hinter solchem Schwanengesang? Die Quotenlage sei miserabel, die Werbewirtschaft maule und wolle weniger zahlen und ähnlich Unerbauliches wird ins Treffen geführt.

Sonderbar, dass all diejenigen, die sich ebenso unisono über die (angebliche) Quotengeilheit des ORF alterierten, nun die ersten sind, welche die Quote zum alleinigen Maßstab für die Reform erheben. Man mag uns Naivität vorwerfen, aber wir sind nach wie vor der Meinung, öffentlich-rechtliches Programm ist nicht nur an der Quote zu messen. Natürlich muss der "neue" ORF seine Quotenprobleme, die nicht zuletzt im Unterhaltungs-bzw. Boulevard-Segment seines Programm auftreten, lösen.

Aber die Reform hat sich vor allem beim "öffentlich-rechtlichen Mehrwert" zu bewähren. Die Neupositionierung der Information etwa, nicht zuletzt in ORF 1 (etwa die ZIB 24), die Rückführung des unsäglichen Offen gesagt zu Im Zentrum oder der Wiederausbau der Religionsleiste kreuz & quer sind Ansätze, auf die wir seit langem warten. Wenn aber Quotenpanik ausbricht und Gustostückerln wie dok.film (großartig, wie die Programmmacher vorletzten Sonntag auf den Amoklauf in den USA mit der Ausstrahlung von Michael Moores Bowling for Columbine reagierten), der montägliche art.film oder der freitägliche euro.film zur Disposition stün-den, wäre das mehr als fatal.

otto.friedrich@furche.at

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