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Walter Pichlers Werke nach 25 Jahren wieder in Tirol ausgestellt.

Der Bildhauer Walter Pichler hat längst seinen Rückzug aus unserer fortschrittsbesessenen Zivilisation vollzogen. Er lebt und wirkt heute vorwiegend in seinem vielgestaltigen Gehöft in St. Martin a.d. Raab/Burgenland. Dort hat er für sein Lebenswerk immer neue schlichte Behausungen gebaut. Bis jetzt sieben an der Zahl. Ein Gesamtkunstwerk.

Obwohl bereits in den 1960er Jahren durch seinen polemischkritischen Widerstand gegen den Zeitgeist des Unbehagens in Architektur und Technik prominent geworden (Ausstellungen u.a. im Museum of Modern Art, New York, Museum für Angewandte Kunst, Wien und bei der documenta in Kassel), hat Pichler seine Arbeiten konsequent aus den "marktschreierischen" Präsentationen zurückgenommen: "Bestätigung von außen brauche ich nicht mehr."

Um so erfreulicher, dass der Publikumsverweigerer, geboren 1936 im Eggental bei Bozen, nach seiner Retrospektive im Stedelijk Museum, Amsterdam vor immerhin sechs Jahren jetzt doch mit vier Groß-Objekten und über 50 Zeichnungen aus den letzten Schaffensjahren in die neugestaltete Galerie E. u. K. Thoman eingereist ist. Nach 25 Jahren Pichler-Interregnum in Tirol bieten die großzügigen Räumlichkeiten in Innsbruck den überzeitlichen Arbeiten des Bildhauers viel Platz zum Herrschen und Beherrschen. Platz, den diese archaisch-reduzierten, dominanten Werke einfach brauchen.

Um vier skulpturale Inszenierungen kreisen die vielfach autobiografisch besetzten, zumeist auf den menschlichen Körper fokussierten Zeichnungsgruppen Pichlers, der "zeichnet anstatt zu schreiben".

In diesen handwerklich und künstlerisch äußerst präzise gestalteten Blättern nähert er sich, zum Beispiel "Nach dem Sturz", der Tragik des unmittelbar Erlebten. Will er sich von leidvoller Selbsterfahrung befreien? Nach dem "Tod eines Basketballers" badet der hoch empfindsame Zeichner in blutfarbenem "Roten Regen". Hat er den vielsagenden "Fingerzeig" missachtet?

Tief erregend, aber auch quälend berühren die Arbeiten, mit denen Pichler grafisch und plastisch das Ausgesetztsein des Menschen in der Spanne zwischen Geburt und Tod zu bewältigen sucht. Spuren führen zurück in eine traurige Kindheit, als der Bub die Südtiroler Heimat im Zuge der Option verlassen musste.

Stringent und räumlich ordnend geht Walter Pichler auch an die Verwirklichung seiner bildhauerischen Visionen heran. Das symbolisch-architektonische Denken ist nach wie vor wesentlicher Teil seiner Kunst. In komplizierten technischen Verfahren und Materialkombinationen fügen sich die durchgeistigten, in strenger Reduktion realisierten Objekt-Plastiken, etwa die 8-teilige Arbeit "Doppelkopf", der "Kleine Rumpf", die "Schädeldecke" oder die sakral-metaphysischen "Drei Stäbe" in die museale Idealsituation der Innsbrucker Galerie, erheben diese zur Kultstätte.

Walter Pichler:

Skulpturen, Zeichnungen

Galerie E. u. K. Thoman,

6020 Innsbruck,

Maria-Theresien-Str. 34

Tel: 0512/ 575785

www.galeriethoman.at

Di-Fr 12-18 Uhr, Sa 10-17 Uhr.

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