Rätsel um Fuchs und Förster

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Leoš Janáceks seltsame Oper "Das schlaue Füchslein" in der Wiener Kammeroper.

Musikalisch ist es Leoš Janáceks zugänglichstes Werk, umso seltsamer ist das Libretto der Oper: "Das schlaue Füchslein" wechselt zwischen der Welt der Menschen und der Welt der Tiere. Die Lebensgeschichte einer aufmüpfigen jungen Füchsin ist darin verwoben mit der tristen Existenz eines Försters, der nie über die Liebe zu der Zigeunerin Háraschta hinweggekommen ist. Erstmals in Österreich bringt die Wiener Kammeroper das Stück in einer Kammerorchester-Fassung auf die Bühne. Und die Musik ist auch das gelungenste an der Aufführung.

Der Schauplatz Wald kommt der eigenwilligen Musik, die Elemente der slawischen Volksmusik in die Musiksprache der Moderne einbringt, sehr entgegen. Dirigent Daniel Hoyem-Cavazza setzt gekonnt auf die Poesie der Partitur, schließlich kann das kleine Orchester der Wiener Kammeroper nicht mit jener überwältigenden Klangfülle auftrumpfen, die ein großer Klangkörper aus Janáceks Noten zu erzeugen vermag. Dazu kommen gesanglich gute Leistungen, insbesondere Jennifer Davison als Füchslein, Christian Immler als Förster und Richard Wiegold in der Doppelrolle als Pfarrer und Dachs.

Der Schwachpunkt der Aufführung ist die Regie von Peter Pawlik, der aus der an sich leicht verständlichen Geschichte ein rätselhaftes Geschehen gemacht hat, das mit dem Inhalt der Oper, wenn überhaupt, nur noch ganz vage Parallelen aufweist. Es ist eine jener Inszenierungen, mit denen man andere Regisseure und bestimmte Kritiker beeindrucken kann, die aber beim Publikum auf Kopfschütteln oder vehemente Ablehnung stoßen.

Nicht so in der Kammeroper. Ein paar Zuseher verließen zwar die Aufführung vorzeitig, der überwiegende Teil Publikums nahm's jedoch gelassen, ja mit Humor. Mit Modernem - in diesem Fall eher mit Modischem - kann man die Stammklientel offenbar nicht verschrecken, schließlich sieht das Konzept des kleinen Opernhauses vor, dass ausschließlich Raritäten aus Barockoper, Opera buffa, Kammer-Musical und zeitgenössischem Musiktheater gespielt werden.

In diesem Jahr sind es sogar lauter österreichische Erstaufführungen. Das "Schlaue Füchslein" läuft noch bis 27. Oktober. Danach steht das Musical "The Last Five Years" von Jason Robert Brown auf dem Programm (Premiere: 22. November), dann die zeitgenössische Oper "Blond Eckbert" von Judith Weir (Premiere: 21. Februar 2008). Als letztes folgt die Barockoper in Form zweier "actes de ballet" von Jean-Philippe Rameau. Die Genrebezeichnung trügt: die beiden hierzulande noch nie aufgeführten Stücke sind mehr Oper denn Ballett (Premiere: 29. April 2008).

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