Rat, dem eigenen Gewissen zu trauen

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Er habe jetzt wieder einmal von der Stellungnahme eines Bischofs zur Enzyklika „Humanae vitae“ gehört, nach der künstliche Empfängnisverhütung eine Absage an eine Kultur des Lebens bedeute, erzählte mir unlängst ein Gesprächspartner.

Er sei aber mit seiner Frau schon vor längerem zu dem gewissenhaften Schluss gekommen, dass in ihrer Situation die Anwendung natürlicher Verhütung nicht möglich sei, so gerne er auch auf das höre, was die Kirche sagt. Wie denn das jetzt sei, wenn er das vor seinem Gewissen verantworten könne. In Beichten habe er da schon einiges durchgemacht, seufzte er.

Eigentlich unfassbar, dachte ich bei mir spontan. Da sind zwei Eheleute, die sich um eine gute Ehe bemühen. Die schon einiges gemeinsam geschafft und bewältigt haben. Nicht zuletzt Kindern das Leben geschenkt, sie aufgezogen und ihnen Wichtiges ins Leben mitgegeben haben. Und auch sonst ihre Frau bzw. ihren Mann gestellt. Durchaus in gestandener christlicher Gesinnung.

Und solche Leute müssen sich tatsächlich von Männern, die von kaum etwas so wenig Ahnung haben wie von der Gestaltung einer Ehepartnerschaft, vom Zur-Welt-Bringen und Aufziehen von Kindern und davon, was das alles tatsächlich bedeutet und beinhaltet, bis in die Details der Gestaltung ihrer sexuellen Beziehung hinein Vorschriften machen lassen?

Diese Getauften und Gefirmten, zu einem eigenständigen, selbst verantworteten Glauben und Leben aus dem Glauben Berufenen, die laut Zweitem Vatikanischen Konzil für die Gestaltung der Welt zuständig sind: Sie werden manchmal in ihrer Kirche behandelt wie unwissende, unmündige Kinder und lassen sich das auch noch gefallen!

Und ich gestehe: Ich habe mir das alles nicht nur gedacht, sondern es meinem Gesprächspartner auch gesagt.

Und ihm geraten, den von ihm gefundenen Weg aus eigenem Gewissen zu gehen.

Der Autor ist Pfarrer in Probstdorf und Universitätsseelsorger in Wien.

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