Rattenliebe contra Rattengift

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Kurioses, Wissenschaftliches und Literarisches über die verhaßten großen Mäuse.

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Kurioses, Wissenschaftliches und Literarisches über die verhaßten großen Mäuse.

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In der chinesischen Mythologie ist die Ratte weise und ein okkulter Geheimnisträger, in manchen Gegenden Indiens gilt sie als Re-inkarnation toter Dichter oder Kinder. Sonst wird sie eher als ekliger "Pestträger" bekämpft, so daß die Hausratte heute in Europa bereits zu den gefährdeten Arten zählt. Während Mäuse in Kindergeschichten vorkommen und als Kuscheltiere gehalten werden, haben die Ratten ihre letzte Renaissance den Punks zu verdanken, die sie meist vorbildlich versorgen und über ihr hochentwickeltes Sozialverhalten genau Bescheid wissen. Warum sich die jungen Provokateure gerade die Ratte erkoren haben, macht Heide Platen in ihrem "Rattenbuch" verständlich.

Verhaltensforscher begründen die "Menschenähnlichkeit" der Ratte mit ihrer Neugierde und Furcht vor Neuem. Als Körnerfresser wird sie nur in der Not zum Gelegenheits-Raubtier, das auch seine Jungen frißt. Aber das tun die "niedlichen Mäuse" auch.

In der Großfamilie können Männchen oder starke Weibchen Anführer sein, Stärkere lassen Schwachen und Jungen den Vortritt beim Fressen und kümmern sich um die Integration von Jungtieren oder Weibchen in die Gruppe. Informationen über Gifte oder Leckerbissen werden an alle weitergegeben. Wo es den Menschen gut geht, finden auch die Wanderratten ein reichliches Auskommen.

Die Journalistin Platen behandelt auch die unrühmliche Geschichte der Mensch-Ratte-Beziehung, die Laborversuche, die wegen ihrer Menschenähnlichkeit mit Ratten vorgenommen werden und begibt sich auf historische Spurensuche, etwa nach der Legende vom Rattenfänger von Hameln.

In der Politik, in Film und Karikatur wird die Ratte gern zur Diffamierung politischer Gegner eingesetzt. Ein unvergeßliches Beispiel von Menschenverachtung ist die Vermittlung der Botschaft von der Minderwertigkeit der Juden durch Bilder einer Rattenplage im Nazi-Film "Jud Süß".

Eher willkürlich zusammengewürfelt wirken die Literaturbeispiele von Heinrich Heine bis Günter Grass und die Zitate aus wissenschaftlichen Artikeln und Büchern. Das spannende Thema hätte zwar eine kunst- und liebevollere Behandlung verdient, doch wird der Ratte in diesem Buch eine Würdigung zuteil, die sie sich - darüber sind zumindest die 500 Mitglieder des deutschen "Vereins für Rattenliebhaber" völlig einig - schon längst verdient hatte.

dskkdrdkjdkjvhnsdjsjsdcbnsdhsdfhsdjsdk DAS RATTENBUCH Über die Allgegenwart unserer heimlichen Nachbarn. Von Heide Platen Campus Verlag, Frankfurt/M. 1997 244 Seiten, geb., öS 291,-

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