Raubein und seine späte Lebenswende

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"Gran Torino": Clint Eastwood ist einmal mehr in seinem Element: Lonely Cowboy in asiatischer Neighborhood.

Nach "Million Dollar Baby", dem Oscar-Abräumer 2005, gibt Clint Eastwood eine weitere Probe seines Könnens als Regisseur und Hauptdarsteller. Und einmal mehr brilliert er als Lonely Cowboy in der Prärie des Lebens, das jedes Raubein zum herzensguten Mitmenschen werden lässt.

Großes Drama. Große Tränen: Spätestens seit den "Brücken am Fluss" (1995) weiß man ja, dass Eastwood auch ein Meister des Melodrams ist. Und je älter er wird - er geht heuer auf den 79er zu -, umso weniger muss er dies beweisen. "Gran Torino", sein jüngster Streich, führt das Genre dennoch weiter. Hart an der Grenze zur politischen Unkorrektheit, aber letztlich diesseits jener landend, darf das p. t. Publikum staunen, wie facettenreich dieses abzuhandeln ist.

Der Gran Torino Baujahr 1972 ist ein einstiges Schmuckstück, das in der heute in Abgründe geratenen Autometropole Detroit gefertigt wurde - von Walt Kowalski, der bis zur Pension in der Autofabrik gearbeitet hat und mit seinen heutigen Verhältnissen in Minnesota nicht fertig wird: Als Koreakriegsveteran hasst er alles Asiatische und muss sich nun mit den Angehörigen des südostasiatischen Volks der Hmong herumärgern, die seine Nachbarn sind und ihn schon durch ihre schiere Existenz sowie Lebensweise belästigen.

Doch nach dem Tod seiner Frau und fast völliger Entfremdung zu seinen Kindern bringt ausgerechnet der Hmong-Teenager Thao aus der Nachbarschaft, der seinen geliebten Gran Torino zu stehlen versucht, eine späte Lebenswende.

Höchster Preis für den Liebesdienst

Unversehens stolpert Mister Griesgram in die Herzlichkeit der Hmongs und gerät zwischen die Fronten bei Auseinandersetzungen zwischen Jugendbanden und den von diesen terrorisierten Nachbarn. Er schließt Thao ins Herz und versucht, aus dem eingeschüchterten Jugendlichen einen ganzen Kerl mit Zukunftsperspektive zu machen. Und bezahlt für diesen Liebesdienst, den ihm niemand, der ihn kannte, zugetraut hätte, den höchsten Preis. Melodram eben, das dadurch noch an Pathos gewinnt, dass der wortkarge Kowalski sich letztlich auch seiner Koreakriegsvergangenheit stellt und für seine ganz und gar nicht reine weiße Weste Sühne tut.

Mag ja sein, dass das letztlich zu dick aufgetragen ist, aber diesem Teufelskerl namens Eastwood sieht man all das nach. Und wundert sich, wie er in seinem Alter noch solch großes Kino auf die Leinwand zu bringen imstande ist.

Gran Torino

USA 2008. Regie: Clint Eastwood. Mit Clint Eastwood,

Bee Vang, Ahney Her. Verleih: Warner. 116 Min.

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