Rauschhaft und elementar

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Längst haben sich die von Gustav Kuhn gegründeten Tiroler Festspiele über Tirol hinaus ausgebreitet. "Delirium“ heißt die Konzertserie, die bereits zum vierten Mal im Salzburger Mozarteum ausgerichtet wird. Ein Titel, der alles andere als zufällig gewählt ist. Übersetzt bedeutet "Delirium“ rauschhaft, und genau darum geht es dem Erfinder dieser Reihe. Kuhn will mit seiner Programmierung zum Elementaren in der Musik vorstoßen, zeigen, worauf es wirklich ankommt. Und damit auch an Gustav Mahler anknüpfen, der nie müde wurde darauf hinzuweisen, dass das Beste in der Musik nicht in den Noten stehe.

Mahlers vom himmlischen Leben schwärmende vierte Symphonie mit dem neuen Sopran-Shooting-Star Anett Fritsch als Solistin bildet, als Tribut zu diesem Mahler-Jahr, am 17. Dezember die Mitte dieser vierteiligen Perspektive. Eröffnet wird der Abend mit der österreichischen Erstaufführung des Doppelkonzerts für Saxofon und Bassposaune des renommierten Schweizer Komponisten Daniel Schnyder. Er wird selbst den Saxofonpart spielen, Dave Taylor, einer der prominenten Vertreter der aktuellen New Yorker Jazz-Szene, die Bassposaune.

Neues steht schon tags zuvor auf dem Programm: eine Uraufführung des Italieners Angelo di Montegral, der dabei auf Mahler, vor allem dessen unvollendete zehnte Symphonie, Bezug nehmen wird. Peter Lang ist Solist in Mozarts C-Dur-Klavierkonzert KV 467, Tschaikowskys autobiografische vierte Symphonie bildet das Finale dieses ersten Konzerts am 16. Dezember.

Schuberts Lieder, neu gedeutet

Die Gegenwart prägt auch den letzten Tag des diesjährigen "Delirium“. Wie würde Schubert heute komponieren, wie könnten seine Lieder heute klingen? Diesem Thema hat sich schon seit Längerem mit Erfolg die Osttiroler Musicbanda Franui verschrieben. Schuberts Liedpartituren werden auf vielfältige Weise hinterfragt, nach- und weiterkomponiert. Was auch für den Gesangspart gilt. Denn auf einen Sänger oder eine Sängerin wird bei diesen Neudeutungen bewusst verzichtet, nicht aber auf die menschliche Stimme: Sven-Eric Bechtolf wird die einzelnen Liedtexte lesen. Ergänzt wird dieser Schubert-Block bei der Matinee am 18. Dezember durch ausgewählte Mahler-Lieder. Auch sie werden in einem ungewohntem Klangbild präsentiert.

Beethovens "Neunte“, längst auch zum musikalischen Sinnbild eines geeinten Europa geworden, bildet am späten Nachmittag des 18. Dezember das Finale dieses Festivals. Wieder, wie schon an den beiden Tagen zuvor, mit dem Orchester der Tiroler Festspiele sowie deren Chorakademie und dem internationalen Solistenquartett Susanne Geb, Christina Khosrowi, Andreas Schager und Liang Li.

16. bis 18. Dezember 2011, www.delirium-salzburg.at

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