Realität des Nahen Ostens

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Kürzlich haben deutsche Bischöfe Israel besucht. Noch hat sich das Land nicht von dem Erstaunen über die Aussagen mancher Teilnehmer dieser Reise gelöst. Der Eichstätter Ökobischof Gregor Maria Hanke hatte sich nach dem Besuch der Gedenkstätte Yad Vashem mit dem Vergleich verewigt, die Palästinenser hinter dem Sicherheitswall lebten wie im Warschauer Ghetto.

Wenig später unser Besuch: liberale Juden aus aller Welt. Andere Eindrücke. Der Enthusiasmus christlicher Gutmenschen scheint gewichen, mit dem der Staat Israel und sein Aufbau euphorisch begleitet worden war. Stattdessen Sicherheitsbedenken überall. Vor jedem Supermarkt, öffentlichen Gebäude, Restaurant Kontrollen wie auf dem Flughafen. Busse werden gemieden. Deutlich noch die Erinnerung an den überall lauernden Tod durch Selbstmordattentäter. Die Unbefangenheit ist nicht wieder da, aber die Gefahr hat sich real verringert. Die Mauer hat dies erreicht. Ein verzweifelter Akt des Selbstschutzes lässt heute Israelis sich hinter einem Wall verschanzen. Für jüdische Augen ist fraglich, wer nun eigentlich im Ghetto lebt: die Juden oder die Palästinenser.

Israel hat sich hinter der Mauer in Sicherheit gebracht. Seitdem sind die Akte öffentlichen Terrors zurückgegangen. Die Ge-fahr aber bleibt. Besuch in der Armeebasis 11. Der kommandie-rende General spricht davon, Israel sei in der Mitte eines 100-jährigen Krieges angekommen. Israelis müssten noch lange da-mit leben. Premierminister Ehud Olmert bittet um Solidarität. Uns wird klar: die Bischöfe waren nur im Wolkenkuckucksheim ihrer politischen Korrektheit. Wir Juden aber müssen mit der Realität des Nahen Ostens zurecht kommen. Die jungen Kadetten der Armeebasis 11 wissen, was das heißt: die Schoa wird sich niemals wiederholen. Sie sind die Garanten des Lebensrechts Israels, niemand sonst. Leider.

Der Autor ist Rektor des Abraham-Geiger-Kollegs in Potsdam.

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