Reden in deutschen Angelegenheiten

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Lese ich Marcel Reich-Ranickis "Reden in deutschen Angelegenheiten", bedauere ich, dass "unser" Rudolf Burger kein Deutscher ist. So dass uns leider Reich-Ranickis Antwort auf dessen "Plädoyer für das Vergessen" (Seite 3) entging. Wie hätte er dessen Satz, real sei die Nazizeit "so versunken wie Karthago", zerpflückt.

Dabei kommt im neuen Band mit Reich-Ranickis Reden Martin Walser gar nicht vor. Nicht mit seiner Paulskirchen-Unsäglichkeit, in der er etwas ähnliches äußerte wie jetzt Burger, nur prägnanter. Lese ich diese Reden, fällt mir zunächst ihr Reichtum an Anspielungen auf. Das heißt die Tatsache, dass zwar jede - die Themen betreffen zum größten Teil Literatur und Kultur - für sich selber steht, dass sie sich so ganz aber erst als Teil eines vielstimmigen Diskurses erschließen, der nichts auf sich beruhen lässt und seine Themen immer wieder dreht und wendet. Das bedeutet ein gewaltiges Handikap für alles Dumpfe, wo immer es sich zeigt.

Reden, meint Reich-Ranicki, und der Band enthält nur Gesprochenes, müssen einfach und verständlich sein. Das gelingt ihm immer, ob er nun über Hitlers Rhetorik und das heutige Metier des Redenschreibers spricht oder Sätze über Günter Grass, die sich auch in "Mein Leben" geschrieben wieder finden. Er beweist, dass man redend Kompliziertes nicht nur einfach, sondern auch auf ästhetisch beeindruckende Weise ausdrücken kann. H.B.

Vom Tag gefordert. Reden in deutschen Angelegenheiten.

Von Marcel Reich-Ranicki, Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 2001, 208 Seiten, geb., öS 279,33,-/e 20,35

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