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Die deutschsprachige Wissenschaft tue sich so schwer, Wikipedia als verlässliche Enzyklopädie anzuerkennen und zuzulassen: Diese Klage hört man immer wieder von begeisterten Wikipedianern. Doch auch die jüngsten Vorgänge zeigen, dass die Skepsis gegenüber diesem Instrument von "Wissen“ mehr als begründet ist.

In einem Artikel in der New York Times protestierte die Autorin Amanda Filipacchi dagegen, dass jemand begonnen hatte, Autorinnen aus der Wikipedia-Liste der "American novelists“ zu entfernen und unter die Subkategorie "American women novelists“ einzuordnen. Mit dem Effekt, dass, wer nach der Realisierung einer solchen Umordnung American novelists suchte, Frauen dort nicht mehr fände. Filipacchi hatte völlig Recht, dagegen öffentlich zu protestieren. Sie hatte auch die Möglichkeit dazu, die haben viele nicht.

Schlimm aber auch, was danach passierte: Plötzlich, stellte die Autorin in einem weiteren Beitrag fest, war an ihrem Eintrag gebastelt worden: Links waren verschwunden, zu Interviews und Besprechungen ihrer Werke, auch jener zu ihrem Artikel. Willkommen im Zeitalter des Redigierens aus Rache, kommentierte online passend Andrew Leonhard.

Mag sein, dass Wikipedia ein schöner Traum ist. Dass die Redigierprozesse samt ihren Umwegen mehr Wahrheit zeigen als redaktionell verlässlich gecheckte Daten, wie Wikipedia es wohl sehen möchte, kann man nicht behaupten. Davon weiß FURCHE-Autorin Evelyne Polt-Heinzl ein Lied zu singen. 2007 wurde sie in Wikipedia als "designierte Leiterin“ des Literaturhauses Wien bezeichnet. Mitten im Bewerbungsverfahren (das zu ihren Ungunsten ausging). Wenn man Menschen schaden will: So macht man das. Wikipedia stellt dafür alle Möglichkeiten zur Verfügung. Aber keine, die Einträge für immer aus der Chronik löschen zu lassen.

Die Autorin ist Literaturchefin der FURCHE

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