Reif für die grüne Insel

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Immer mehr Schüler und Studenten aus Österreich entscheiden sich für ein Austauschjahr in Irland. Es ist zu einer der beliebtesten Destinationen im europäischen Bildungsraum geworden.

Nicht nur Hörsäle, Seminarräume und Büros findet man am Campus des "University College Dublin“, in der irischen Hauptstadt. Auch drei Wohnheime, ein Supermarkt, eine Apotheke und ein Friseur wurden eingerichtet. Nahversorgung in allen Belangen für die mehr als 24.000 Studenten, die dort unterrichtet werden. Seit Anfang September ist die Grazerin Nidia Patz eine von ihnen. Ein Semester lang will sie das Land, die Menschen und eine andere Kultur kennenlernen. Im Vorjahr waren mindestens 147 Österreicher als Austauschstudenten in Irland. Vor 20 Jahren war es ein Sechstel davon. Die grüne Insel wird zu einer immer beliebteren Destination für Studenten und Austauschschüler aus Österreich.

Das kann auch Vera Lintner vom "EF-Highschool Year“ bestätigen. "EF“ ist eine jener Organisationen, die Schüleraustausch-Aktionen nach Irland, Großbritannien und in die USA arrangiert. Jugendliche zwischen 15 und 18 Jahren können daran teilnehmen. "Immer mehr junge Leute wollen für ein Schuljahr nach Irland“, sagt sie. Warum Irland immer beliebter wird, weiß Vera Lintner auch: "Das Land wurde in den letzten Jahren immer bekannter. Früher wusste man relativ wenig darüber. Man hatte hauptsächlich Angst, dass man den irischen Dialekt nicht versteht - was aber nicht stimmt.“ Heute wird über die Iren behauptet, dass sie das sogenannte "gift to gab“ hätten - die Fähigkeit, verständlich und überzeugend zu sprechen - ein großer Vorteil für Anfänger.

Ähnliche Systeme

"Außerdem ist das irische Schulsystem dem österreichischen sehr ähnlich“, erzählt Vera Lintner. Die Schulpflicht beginnt mit sechs Jahren. Ab diesem Zeitpunkt besuchen die Schüler den "Junior Cycle“. Mit etwa 15 Jahren wechseln sie in den "Senior Cycle“ und können dann ein sogenanntes "Transition Year“ besuchen. "Das ist ein Jahr, in dem Schüler eine Vielzahl an Fächern ausprobieren können, um zu entscheiden, in welche Richtung sie später einmal gehen wollen“, so Lintner. Nach zwei weiteren Schuljahren und einer Abschluss-prüfung, kann auf die Universität gewechselt werden.

Seit dem Jahr 2000 wird mit dem PISA-Test alle drei Jahre das Wissen von Schülern in 65 verschiedenen Ländern abgefragt. Somit kann nicht nur die Leistung der Schüler, sondern auch die der Schulen international verglichen werden. Im Jahr 2009 wurde die Lesefähigkeit geprüft. Der Ergebnisdurchschnitt der 65 Länder betrug 493 Punkte. Irland lag knapp drei Punkte darüber, Großbritannien einen Punkt und die USA lagen sieben Punkte darüber. Die österreichischen Schüler erreichten 470 Punkte, genau 23 Punkte weniger als der internationale Schnitt. Trotzdem weiß Vera Lintner aus Erfahrung, dass sich die österreichischen Schüler meistens ziemlich leicht in Irland tun. Auch ist der Unterschied zwischen den besten und den schlechtesten Schülern in Irland sehr gering. Das spricht für einen fairen Zugang zu Bildung.

Die Qualität der Ausbildung ist aber nicht immer der Hauptgrund, warum sich junge Menschen für ein Jahr in Irland entscheiden. Für viele ist die irische Mentalität genauso wichtig. Auch für den Journalismus-Studenten Leonhard Steinmann war die persönliche Erfahrung ausschlaggebend: "Ich hatte schon vor meinem Auslandssemster viele nette Iren kennengelernt und so viele gute Erfahrungen mit Iren gemacht. Deshalb habe ich mich für Irland entschieden“, erzählt der 22-Jährige, der am "Griffith College“ in Dublin studiert hat.

Vor allem bei Studenten punktet Irland im Vergleich zu den USA. Studierende, die von der EU gefördert werden, müssen keine Studiengebühren in Irland bezahlen. Für das tägliche Leben werden zwischen 5000 und 10.000 Euro pro Jahr benötigt - abhängig davon in welcher irischen Stadt man lebt. Ein relativ hoher Betrag im Vergleich zu Österreich. Aber: In den USA muss ein Student, allein mit Studiengebühren zwischen 4000 und 24.000 Euro pro Jahr rechnen. Eine Summe, die für den Großteil der österreichischen Studenten nicht leistbar ist. "Wäre ein Semester in den USA ähnlich billig wie in Irland gewesen, hätte ich es mir vielleicht anders überlegt. Aber solche Summen halte ich nicht für angebracht“, sagt Student Steinmann dazu.

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