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Die Oper von Sydney wurde als Weltkulturerbe nominiert. Doch exorbitante Umbaupläne sorgen für Aufregung. Eine Lotterie könnte helfen.

Ja, auch er stand hier schon auf der Bühne. 1980 mimte Arnold Schwarzenegger überzeugend einen lebenden Muskelberg und gewann damit den "Mister Olympia"-Titel der Bodybuilder-Elite. Die Liste der Stars, die das Opernhaus in Sydney danach und davor mit Auftritten beehrten ist ebenso lang und aufsehenerregend wie die eigene Geschichte und Gegenwart des berühmtesten architektonischen Wahrzeichens des fünften Kontinents. Michael Jackson bekam hier eine Auszeichnung überreicht, Nelson Mandela hielt eine Ansprache, Leonard Bernstein dirigierte hier die New York Philharmonics, der spätere Hollywood-Star Mel Gibson ("Braveheart") feierte in dem imposanten Haus sein Debüt als Schauspieler (1978 in Shakespeares "Hamlet"), Elton John, Sammy Davis jr. und Frank Sinatra gaben Konzerte, wie auch Ella Fitzgerald.

Defizite seit der Errichtung

Und alle hatten mit dem vorrangigen künstlerischen Problem des Prachtbaus zu kämpfen: der miserablen Akustik. So imposant und imageträchtig das Äußere der Oper für Sydney und seine Besucher ist, so unbefriedigend und improvisiert ist sein Inneres seit der Errichtung geblieben.

Im Opernsaal, wo derzeit Verdis "Falstaff" und Puccinis "Madame Butterfly" alternierend für ausverkaufte Abende sorgen, ist die Bühne für Tänzer und der Orchestergraben für die Musiker zu klein. Zudem ist bei einem Viertel der 1547 Sitzplätze die Sicht auf die Bühne schlecht beziehungsweise beeinträchtigt und auch die technische Ausstattung inklusive Klimaanlage ist veraltet.

Im angrenzenden Konzertsaal (2700 Sitzplätze) sorgt wiederum die zu hohe Decke für Disharmonien. Von einer Seite des Orchesters sei es unmöglich, die andere zu hören, klagen die Künstler. Der 25 Meter hohe Raum verwische den Klang der Holzbläser, verschlucke die Fülle der Blechinstrumente und nehme den Streichern Tiefe und Volumen.

Vor fünf Jahren montierte man daher behelfsmäßig 18 ufoähnliche Acrylringe, die seither höhenverstellbar von der Decke über der Bühne baumeln und so den Klang früher in den Zuschauerraum projizieren. Die gewünschte akustische Verbesserung war da, das optische Gesamtgefüge des amphitheatermäßig angelegten und von hellem Holz dominierten Raums zumindest gestört.

Nicht erst seit damals tauchen immer wieder Umbaupläne des Gesamtkomplexes mit seinen fünf Auditorien auf. Denn dass der Bau mit seinen markanten, an windgeblähte Segel eines Schiffs erinnernde Giebel aus selbstreinigenden weißen Kacheln, drei Jahrzehnte nach seiner Fertigstellung reif für die Werft ist, steht mittlerweile außer Zweifel.

Streit um Geld seit dem Bau

Vor kurzem hat sich die australische Politik auf eine Nominierung des Opernhauses als Weltkulturerbe geeinigt, jetzt aber sorgen die bisher detailliertesten aber auch teuersten Renovierungspläne für Aufregung.

Nicht weniger als 700 Millionen australische Dollar (433 Mio. Euro) würden jene innenarchitektonischen Veränderungen, Vergrößerungen und Visionen nämlich ausmachen, die dem dänischen Architekten und "Vater" des imposanten Imageträgers, Joern Utzon, eingefallen sind. Kleiner, aber entscheidender Haken: Die australische Regierung hat "nur" 70 Millionen Dollar für die dringend notwendige Renovierung des Wahrzeichens veranschlagt.

Es ist nicht das erste Mal, dass bei dem 1973 fertiggestellten Bau ums Geld gestritten wird. Bereits bei der Errichtung explodierte nicht nur der Zeit-, sondern vor allem auch der Budgetrahmen. Vier Jahre und sieben Millionen Dollar waren nach einem Architektenwettbewerb für das Siegerprojekt des dänischen Nachwuchsarchitekten Utzon vorgesehen. Daraus wurden 14 Jahre und 102 Millionen Dollar. Neben Schulden, die erst 1975 alle beglichen waren, blieb auch ein völlig verärgerter Chefarchitekt zurück. Nach immer heftigeren Auseinandersetzungen mit der Politik verließ er schließlich 1966, noch vor Fertigstellung seines Projekts, die Baustelle. Nicht einmal zur Eröffnung 1973 durch die Queen kam Utzon zurück an die Stätte seines wohl berühmtesten Wirkens.

Versöhnung mit Architekt

Erst vor knapp einem Jahr gab es ein Zeichen Utzon'scher Amnestie. Der für seine Verschlossenheit bekannte Sohn eines dänischen Schiffsbauers stimmte zu, die Oberaufsicht über die geplante Renovierung zu übernehmen. Der Komponist des Bauwerks stieg (zurück) aufs Dirigentenpult. Und sorgte mit seinem Crescendo beim Geldausgeben gleich im Präludium zum ersten (Umbau-)Akt für Aufsehen.

So soll der Opernsaal tiefer gelegt werden, um mehr Platz für Bühne, Musiker und Besucher zu schaffen. "Es wäre ein nationaler Skandal, würde das Haus in einen irreparablen Zustand fallen", wird die Opernhausleitung nicht müde, auf die Dringlichkeit zu verweisen und die Pläne als "einzigartig" und "sensationell" zu preisen. Indes streiten sich die australische Regierung und jene des Bundesstaats New-South-Wales, wer wie viel der Kosten übernehmen soll, kann oder muss. Daneben wird unter anderem an die Ausgabe von Anteilsscheinen an der Oper oder - wie schon zur Finanzierung des Baus - an die Installierung einer Lotterie gedacht.

Der Autor ist freier Journalist.

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