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Gogols Antikorruptionsstück in einer risikolosen Modernisierung am Volkstheater.

Zeitgerecht, wenn großzügige Weihnachtsgeschenke als versteckte Bestechungsmaßnahmen auf ihre Empfänger warten, spielt das Theater in der Josefstadt Gogols Erfolgskomödie Der Revisor. Die Inszenierung startet vielversprechend. Musik und Bühne könnten aus einem italienischen Western stammen, und Heribert Sasse als Hauptmann einer russischen Provinzstadt sieht aus wie ein sizilianischer Mafiaboss. Doch anstelle einer reißenden Komödie über die Unmoral der Machthabenden entwickelt sich eine träge Inszenierung, die sich nicht entscheiden will, das Stück in seiner Historizität wiederzugeben bzw. es als aktuelles Anspielungsdrama zu zeigen. Da ernten Verweise auf die Yachtausflüge des Finanzministers zahlreiche Lacher, doch insgesamt plätschert das Stück mit all seinen Vorhersehbarkeiten durch eine risikofreie Inszenierung, die nirgendwo anecken will.

Für die Josefstadt hat Dramaturgin Ulrike Zemme eigens eine Neufassung erarbeitet, die in ihren Modernisierungsversuchen viel von Gogols scharfem Witz eingebüßt hat. In Wolf-Dietrich Sprengers Inszenierung werden Zemmes Zeitbezüge zu halblustigen Einschüben, während von Gogols satirischer Kraft, mit der er den von Doppelmoral durchsetzten Beamtenapparat kritisiert hat, nichts zu spüren ist.

Da hat sich nämlich ein Revisor aus der Hauptstadt angekündigt, was die devoten Provinzherren in die Knie zwingt, denn hier ist alles verlottert, vom Gericht über die Schule bis zum Krankenhaus. Die Stadthonoratioren (Christian Futterknecht, Toni Slama, Peter Moucka) greifen zu bewährten Methoden und "kaufen" ihr vermeintliches Kontrollorgan, einen herumlungernden Möchtegern-Dichter, der sich - da er komplett blank ist - geheimnisvoll gibt. Maximilian Simonischek debütiert als Lebemann Chlestakow. Ganz unverwundert nimmt er Geldgeschenke an und möchte sowohl Frau (Sandra Cervik) als auch Tochter (Eva Mayer) des Stadthauptmanns vernaschen. Außer Michael Dangl (Dobtschinskij) und Siegfried Walther (Bobtschinskij), die als Slapstick-Team auftreten und sich von allen Seiten Prügel einholen, findet hier keiner einen echten Ton. Dennoch kommen die Lacher im richtigen Moment. Und damit "läuft das Werkl wie geschmiert".

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