Rom hat ein weiteres Mal gesprochen

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Deutsche Entrüstung über den Papst: Mit ein wenig Vorlaufzeit entlud sich beim nördlichen Nachbarn inner- wie außerkirchlicher Unmut über des Landessohns auf dem Stuhl Petri Entscheidung, die Exkommunikation der vier lefebrvrianischen Bischöfe aufzuheben. Von der grundsätzlich papstfreundlichen Bild-Zeitung bis zum traditionell kirchenskeptischen Spiegel (Cover dieser Woche: "Der Entrückte") forderte der Mainstream im Land klare Zeichen Roms - nicht zuletzt in Richtung der Holocaust-Leugnung durch einen der Begnadigten.

Unerhört, dass eine deutsche Kanzlerin Rom die Leviten las und eine klare Distanzierung zu den Schoa-Aussagen von Bischof Williamson forderte, SPD-Chef Franz Müntefering verlangte eine Rücknahme der Begnadigung der vier Bischöfe. Unerhört, dass zahlreiche Bischöfe in seltener Eintracht Maßnahmen von Rom forderten. Vom Mainzer Kardinal Karl Lehmann war eine klare Reaktion mit der Forderung an Rom, deutlich Stellung zu nehmen, nicht außergewöhnlich. Aber auch der konservative Bischof von Regensburg, Gerhard Ludwig Müller, ein langjähriger Ratzinger-Freund, forderte die vier lefebvrianischen Bischöfe auf, ihr Priester- und Bischofsamt niederzulegen. Der für den interreligiösen Dialog zuständige Bischof Hans-Jochen Jaschke meinte, die Wiedereingliederung der traditionalistischen Pius-Bruderschaft in die katholische Kirche könne derzeit keinesfalls fortgesetzt werden, der Berliner Kardinal Georg Sterzinsky forderte die Rücknahme der Exkommunikationsaufhebung für Williamson.

Der beispiellosen Kritik - nicht nur aus Deutschland - folgte am Mittwoch eine "Nota" des Päpstlichen Staatssekretariats, in der von Bischof Williamson verlangt wird, die Leugnung der Schoa vollinhaltlich zurückzunehmen: Die Thesen Williamsons seien "absolut inakzeptabel" und würden "vom Heiligen Vater entschieden zurückgewiesen". Die vier lefebvrianischen Bischöfe, so das römische Dokument weiter, hätten "keine kanonische Funktion in der Kirche" und keine Erlaubnis, priesterliche oder bischöfliche Dienste in der katholischen Kirche auszuüben. Die "unerlässliche Vorbedingung" für Verhandlungen über eine Anerkennung der "Pius-Bruderschaft" sei die "volle Anerkennung des Zweiten Vatikanischen Konzils und des Lehramts der Päpste Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul I., Johannes Paul II. und Benedikt XVI."

Erste Reaktionen jüdischer Organisationen auf die Klarstellungen Roms waren vorsichtig positiv. Der Obere des deutschen Zweiges der "Pius-Bruderschaft", Franz Schmidberger, hat die Kritik am II. Vatikanum hingegen erneuert: Bestimmte Aussagen könnten "mit der 2000-jährigen Lehre der Kirche nicht in Einklang gebracht werden", meinte er in der Rheinischen Post. Einzelne Konzilstexte bedürften der "Präzisierung", weil sie zweideutig seien und "zu einer heillosen Verwirrung in der nachkonziliaren Zeit" geführt hätten. Immerhin könne das Dekret "Nostra aetate" über das Verhältnis von Kirche und Judentum "nach einigen klärenden Worten so stehen bleiben". (ofri)

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