Rom lässt deutsche Bischöfe im Regen stehen

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In Deutschland, aber auch in den USA und in der Schweiz, weihten die Traditionalisten-Bischöfe, deren Exkommunikation vom Papst Anfang 2009 aufgehoben worden war, 16 Männer „illegitim“ zu Priestern.

Gerhard Ludwig Müller ist ein umstrittener Bischof: Der Hirte von Regensburg ließ seit seinem Amtsantritt 2002 wenige Gelegenheiten aus, um sich mit den sogenannten „Kirchenreformern“ anzulegen. Gleichzeitig hat Müller seit Langem ein großes – theologisches – Naheverhältnis zu Papst Benedikt XVI. Umso bitterer muss es für den bayerischen Bischof sein, keine entsprechende Reaktion aus Rom, betreffend die Pius-Brüder, zu erreichen. Denn die Lefebvrianer betreiben ausgerechnet in der Diözese des treuen Parteigängers dieses Papstes ein Priesterseminar. Und dort, in Zaitzkofen, weihte der seit Anfang des Jahres von der Exkommunikation begnadigte Traditionalisten-Bischof Alfonso de Galarreta drei Männer zu Priestern und drei andere zu Diakonen. Auch Bernard Fellay, der ebenfalls begnadigte Obere der Pius-Brüder, war bei der Zeremonie anwesend, an der auch 1200 Anhänger teilnahmen.

Auf Konfrontationskurs

Bischof Gerhard Ludwig Müller erklärte, die Weihen zeigten, dass die Pius-Bruderschaft weiter auf Konfrontationskurs mit der katholischen Kirche sei. Der Papst habe wiederholt deutlich gemacht, dass die Weihen illegitim und keine Weihehandlungen der katholischen Kirche seien. Die Pius-Brüder stünden weiter außerhalb der Kirche, so Müller in einem Radiointerview: „Mehr kann man kirchenrechtlich nicht machen.“

Rom hatte – nicht zuletzt nach intensiven Bitten deutscher Bischöfe – wohl erklärt, dass die Weihen in Zaitzkofen illegitim seien. Aber konkrete Konsequenzen sprachen weder der Papst noch die befassten Stellen des Vatikans an. Dem entgegen behaupteten die Pius-Brüder wiederholt und ohne dass Rom dem hörbar widersprochen hätte, die Weihen seien von Rom stillschweigend akzeptiert worden.

Akzeptiert Rom stillschweigend?

„Es geht um Sein oder Nichtsein des Christentums in Europa. Soll man da die Weihe von Neupriestern aufschieben, die auf dem soliden Fundament der katholischen Überlieferung ausgebildet und die für den Fortbestand der Kirche so notwendig sind? Sollte man heute, da echte Berufungen täglich seltener werden, nicht dem lieben Gott für die Gnade solcher Berufungen inständig danken? Von einem Affront gegen die Einheit der Kirche kann keine Rede sein und schon gar nicht von einer Zurückweisung der Hand des Heiligen Vaters, für den wir täglich beten.“

Mit diesen Worten hatte bereits am 15. Juni Pater Stefan Frey, der Regens des Lefebvrianer-Seminars in Zaitzkofen, die Weihen gerechtfertigt. Die aufgebrachten Bischöfe – gemeint ist der deutsche Episkopat – würden sich immer wieder auf das Kirchenrecht berufen, so Frey weiter: „Dazu ein Vergleich: Ein wertvolles Gebäude brennt lichterloh, eine Gruppe beherzter junger Männer eilt zur Brandstelle, um das Feuer zu löschen oder wenigstens einzudämmen und später mit dem Wiederaufbau zu beginnen. Aber die Ordnungshüter hindern sie daran mit dem Hinweis, sie hätten auf ihrer Fahrt die Geschwindigkeitsbeschränkung überschritten. Ist denn der letzte Kanon des Kirchenrechts von 1983 heute nicht mehr gültig, demgemäß das höchste Gesetz in der Kirche das Heil der Seelen ist?“

Der Konflikt in Deutschland ist die schärfste öffentliche Auseinandersetzung mit den Traditionalisten. Die Pius-Brüder hatten sich in den letzten Wochen auch nicht gescheut, den Freiburger Erzbischof und Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, der Häresie zu beschuldigen. Zollitsch meldete sich anlässlich der Weihen seinerseits zu Wort und bezeichnete sie als „Affront gegen die Einheit der Kirche“.

Franzosen zurückhaltend

Priesterweihen der Lefebvrianer fanden in diesen Tagen auch außerhalb Deutschlands statt – in den USA wurden 13, im schweizerischen Econe, dem Hauptsitz der Pius-Brüder, acht Männer zu Priestern geweiht.

Dafür, dass die deutschen Bischöfe bei ihren Versuchen, die Pius-Brüder an den immerhin als „illegitim“ titulierten Weihehandlungen zu hindern, von Rom im Regen stehen gelassen werden, spricht ein weiteres Indiz: Die französischen Bischöfe – immerhin befinden sich unter den Neugeweihten der Traditionalisten sieben Franzosen – reagierten auf die Weihen sehr zurückhaltend: Die französische Bischofskonferenz, so deren Sprecher Bernard Podvin in der Tageszeitung La Croix, setze vor allem auf den Dialog in Fragen der kirchlichen Lehre, den der Vatikan und die Bruderschaft beginnen wollen. Benedikt XVI. habe eine Einigung in theologischen Fragen als Voraussetzung für ein kirchenrechtliches Statut für die „Pius-Bruderschaft“ genannt: „Die französischen Bischöfe vertrauen darauf, dass es dabei bleibt.“

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