Romanautor und Filmemacher
Die Filmversionen zweier Romane von Ousmane Sembene: Nun auch als Videokassetten. erhältlich.
Die Filmversionen zweier Romane von Ousmane Sembene: Nun auch als Videokassetten. erhältlich.
Farbenpracht und starke Bild- und Sprachsymbolik kennzeichnen den westafrikanischen Film. Der Senegalese Ousmane Sembene gilt als einer der erfolgreichsten schwarzafrikanischen Filmemacher und Buchautoren. Seine Romane "Guelwaar" und "Xala" wurden bereits besprochen (Furche 38/1997). Nun sind, ebenfalls über den Wuppertaler Peter-Hammer-Verlag, auch die beiden Filme in der Originalversion mit deutschen Untertiteln als Videokassetten erhältlich (je öS 474,-).
Obwohl Sembene den Film eher als Mittel, die vielen Analphabeten seiner Heimat zu erreichen, und den Roman als die komplettere Kunst sieht, trägt der Film auch zum besseren Verständnis der afrikanischen Kultur in unseren Breiten bei. Besonders die Geschichte von "Xala", bei der es um die unglückliche Mischung afrikanischer und europäischer Kultur einer in der wissenschaftlichen Literatur als periphere Bourgeoisie bezeichneten Schicht Senegals geht, ist die Filmfassung den europäischen Lesern zum besseren Verständnis besonders dienlich.
El Hadji, die Hauptfigur der Geschichte, wurde von einem ihm unbekannten Bettler mit dem "Xala", der Impotenz, behext. Der Versuch, den Fluch wieder loszuwerden, kostet ihn all sein Geld und zerstört seine Existenz. Die Diskrepanz zwischen der sozialen Schichte El Hadjis, die das Volk ausbeutet, und der Welt der Bettler kommt im Film besonders stark zur Geltung. Die - im Film schockierend ins Bild gesetzten - Krüppel und Armen, sie sprechen aus Überzeugung nur die Landessprache Wolof, symbolisieren die Rückkehr der solidarischen Gemeinschaft, der lebendigen Kräfte Afrikas, kraftvoll dargestellt durch ihre zur Revolte aufrufenden Wolof-Gesänge, die der Autor selbst geschrieben hat.
In "Guelwaar" kritisiert er die Abhängigkeit von Lebensmittelhilfen und stellt die Macht der islamischen Würdenträger in Frage. Erstmals behandelt er den Konflikt zwischen katholischen Serern und muslimischen Wolof. Es geht um die Leiche eines für die Gemeinde wichtigen Katholiken, die aus Versehen auf einem muslimischen Friedhof begraben wurde. Interessant ist, daß der Roman erst nach dem Film geschrieben wurde: "Ich bin dabei dem Gedankenschema des Drehbuchs gefolgt. Diese schöpferische Bigamie ist fruchtbar gewesen und hat mich bereichert ... Der Filmregisseur besitzt ein Werkzeug, das sich seinen Wünschen anpaßt: Aufnahme, Gegenschuß, Fahraufnahme, die Dauer einer Einstellung, die ausdrucksvolle Stille des Horizonts. Die Filmszenerie einer elenden Behausung ist ebenso schön wie ein von afrikanischen Malern mit ihrer unbändigen Freude an lebhaften Farbtönen gemaltes Bild."