Romeo und Julia im Sexshop

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Sex verkauft sich, das gilt mitunter auch für Theaterkassen. Die Kärntner Autorin Silke Hassler macht jedenfalls mit ihrem jüngsten Zweipersonenstück die Probe aufs Exempel und eröffnet in den Kammerspielen eine temporäre (Telefon-)Sexkabine. "Total glücklich“ sollte bereits 2009 Premiere feiern, die geplante Uraufführung musste aber mehrfach verschoben werden, und zuletzt wurde auch noch die Regie ausgewechselt. Mit Jean-Claude Berutti übernahm nun ein Bühnenroutinier diese Inszenierung.

Die einfach gestrickte Handlung verläuft von Beginn an vorhersehbar: Zwei vom Leben enttäuschte Künstler wohnen Tür an Tür, lernen sich kennen und lieben. Sie (Emanuela von Frankenberg) ist Schauspielerin, die ihr Geld mit Telefonsex verdient und immer wieder die Rolle der Julia probt, obwohl ihr mehr als ein kleiner Auftritt bei den Berndorfer Sommerspielen noch nie gelungen ist. Er (Markus Gertken) ist ein glückloser Schriftsteller mit einem einzigen veröffentlichten Gedicht in der "niederösterreichischen Kulturzeitschrift“ Podium.

Mit dem Vorschlaghammer

Zwei verkrachte Existenzen also, die einander zwischen Stiegenhaus und schäbiger Einzimmerwohnung begegnen. Dabei verläuft das erste Zusammentreffen, wie in derlei Geschichten üblich, nicht gerade vielversprechend: Sie, von ihren Kunden Denise genannt, stöhnt sich gerade durch ein Arbeitsgespräch, als ihr Nachbar auftaucht, um ein Kondom fürs nächste Stelldichein zu erbitten. Hassler versucht der Liebe im digitalen Zeitalter näher zu kommen, mehr als eine über weite Strecken peinliche Aneinanderreihung bekannter Klischees ist ihr aber nicht gelungen. Erst nach dem missglückten Doppelselbstmord (sehr frei nach Shakespeare und mit Gift vom Internetapotheker) finden die beiden einsamen Herzen zueinander.

Eine haarsträubende Geschichte, die durch Beruttis verhaltenes Regiekonzept noch zusätzlich an Glaubwürdigkeit verliert. Frankenberg und Gertken mühen sich redlich ab, den beiden Charakteren Authentizität zu geben, finden aber keine rechte Balance zwischen dem Dialog-Wirrwarr aus Psychodrama und schwarzer Komödie. Menschliche Schwächen werden mit dem Vorschlaghammer präsentiert, und leider bleibt auch kein schlüpfriger Witz unausgesprochen. Eine betuliche Sexkomödie mit absehbarem Ende, totales (Theater-)Glück sieht anders aus.

Weitere Termine

24., 31. Jänner, 15. Februar

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