Rot-Schwarz oder Neuwahl?

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Ganz ohne Schüssel geht die Chose nicht. Man könnte auch sagen: ohne ÖVP, aber da in der ÖVP der Obmann derzeit, trotz des schlechtesten Wahlergebnisses seit 1945, praktisch unumstritten ist, was allein schon eine Leistung ist, fügt sich sein Name nicht nur sprachlich, sondern auch sachlich bestens in diesen saloppen Befund.

Denn die SPÖ bleibt bei ihrer Festlegung, keinesfalls mit der FPÖ zu koalieren, und damit kommt nur mit der ÖVP eine Regierung mit Mehrheit im Parlament zustande. Und weil der Bundespräsident auf Rot-Schwarz drängt und die Alternative rasche Neuwahlen wären (für Schwarz-Blau, mögen auch einige Medien und Politiker damit spekulieren, ist der Wählerwille zu schwach), nimmt nun die ÖVP - trotz Weichenstellung zur Opposition - Regierungsverhandlungen auf.

Scheitern sie, gebührt der Schwarze Peter für dann nahezu unvermeidliche Neuwahlen mehreren, nicht nur der ÖVP, die ihn sicher verpaßt bekommt. Richtig ist, daß in erster Linie die ÖVP Neuwahlen - die das Dilemma kaum lösen werden - verhindern kann, indem sie bei ihrer Entscheidung zwischen Cholera, Pest und Lepra die Regierungsbeteiligung wählt, damit aber ihre Glaubwürdigkeit beschädigt.

Denn obwohl etliche Wahlversprechen anderer Parteien längst im Begriffe sind, sich in Luft aufzulösen (der Kinderscheck der FPÖ, die SPÖ-Aussagen über die Neutralität und die Nicht-Notwendigkeit eines neuen Sparpaketes), wird mit großer Wahrscheinlichkeit ein sich abzeichnender Wortbruch der ÖVP - auch als Dritter Eintritt in eine Regierung statt der angekündigten Opposition - von der Öffentlichkeit weit stärker als solcher wahrgenommen.

Und schon deshalb muß die ÖVP so vorsichtig sein und einen hohen Preis - das Durchsetzen aller wichtigen Punkte ihres Wahlprogramms - und eine wirklich neue Art der Koalition verlangen, um eine Regierungsbeteiligung zu rechtfertigen. Denn viele jener, die jetzt die ÖVP an ihre Pflicht für das Wohl des Staates erinnern, werden sie vermutlich nie wählen, ihr aber bei nächster Gelegenheit vorwerfen, wie unglaubwürdig sie im Zusammenhang mit der Nationalratswahl 1999 agiert und nur aus dem Trieb zu den Futtertrögen der Macht ihre Weichenstellung wieder geändert hat.

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