Rührselige Erotik der Mutter

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Die "sexuelle Mutter“ ist im europäischen Kino ein nicht unbeliebtes Thema, wie zum Beispiel aus den Augen des kleinen Sohnes in François Truffauts "Sie küssten und sie schlugen ihn“, in der Familiengeschichte "I Am Love“ oder in Louis Malles "Herzflimmern“, in dem die erotische Mutter und ihr Sohn die Grenze zum Inzest überschreiten. In Paolo Virzìs Film "La prima cosa bella“ manifestiert sich die Dichotomie Mutter/sexuelles Wesen in den unausgesprochenen Spannungen zwischen einer Frau und ihrem Sohn, die Virzì in vier Jahrzehnte umspannenden Rückblenden darlegt. Am Anfang des Films steht also das Ende, genauer das der Mutter (Stefania Sandrelli), die im Sterben liegt, aber von ihrer Exaltiertheit noch wenig eingebüßt hat. Ihr Sohn Bruno (Valério Mastandrea), ein Misanthrop Ende 40, kehrt in seine Heimatstadt zurück, um sich von ihr zu verabschieden. Es folgt eine ödipal geprägte Odyssee der orange-sepia-farbigen Flashbacks: Brunos schöne Mutter floh ihr ganzes Leben von einem gewalttätigen Mann zum anderen und hatte dabei viel Sex. Diese Szenen ringen Miccaela Ramazzotti, (die Mutter in jungen Jahren) nicht viel intellektuelle Arbeit ab, was gut ist, denn sie scheint sich keine Textzeile merken zu können. Seinen Sinn für Humor hatte Virzì in seinem Film "Das ganze Leben liegt vor dir“ viel besser eingesetzt; hier zielt er geradlinig auf melodramatische Rührung.

La prima cosa bella

I 2010. Regie: Paolo Virzì. Mit Valério Mastandrea, Stefania Sandrelli.

Polyfilm. 116 Min. Ab 23.12.

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