Rumsfeld macht sich davon

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Bei der "Low Order"-Technik, sagte der Polizeisprecher, wird zuerst der Mantel der Fliegerbombe weggesprengt, sodass danach der freigelegte Zünder abgesprengt werden kann. Danach zerfalle die Bombe in ihre Teile und könne von sich aus nicht mehr explodieren.

Im alten Europa wurde wieder einmal eine amerikanische Fliegerbombe ausgegraben. Weil aber eine Baggerschaufel dummerweise den chemischen Zünder "in Bewegung gebracht" hatte, musste alles sehr schnell gehen: "Achtung, Achtung, hier spricht die Polizei! Bitte räumen Sie umgehend ihre Wohnungen!" Eine ganze Wohnsiedlung war zu evakuieren, mit Bussen wurden die Bewohner in einen benachbarten Stadtbezirk verfrachtet, Alte und Bettlägerige mit Krankenwagen abgeholt. Im Umkreis wurde der Straßenverkehr gestoppt, die Stadt-Autobahn gesperrt, die Fahrten der U-Bahn-Linie eingestellt, und weil das Erdloch, in dem die sechzig Jahre alte und 500 Kilo schwere us-Bombe entdeckt wurde, unmittelbar neben dem Rollfeld des Berliner Flughafens Tegel lag, wurde auch eine Unterbrechung des gesamten Flugverkehrs angeordnet.

Die Vorbereitungen zur Sprengung verliefen nach Plan. Plötzlich aber gab es eine Irritation: Der vorgesehene Abflug von Donald Rumsfeld, der beim Treffen der nato-Verteidigungsminister in Berlin weilte, fiel just in die Sperrzeit des Flughafens. Rumsfeld bat die Berliner Sprengmeister um etwas Geduld, rief Journalisten launig zu, für seine überstürzte Abreise seien "funny reasons" verantwortlich zu machen und düste in einem Jet der us-Air Force davon. Vielleicht misstraute der amerikanische Verteidigungsminister der deutschen "Low Order", oder wollte er sich bloß nicht für das veraltete Kriegsgerät haftbar machen lassen?

Der Autor arbeitet am Kulturforum der Österreichischen

Botschaft in Berlin.

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