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Interkulturelle Verständigung ist etwas Schönes. Aber das Problem oder in diesem Fall besser: die Crux liegt in der Praxis. Jetzt haben wir es wieder gesehen: Die Kluft zwischen Ost und West ist tief, tiefer als ein Tirolerhut. Dass die Schützen aus dem Zillertal dem Papst am Stephansplatz Salut schießen, hat "das Wiener Protokoll" schnöde zu verhindern gewusst. Wer genau da dahintersteckt - das Innenministerium, das erzbischöfliche Ordinariat, die Präsidentschaftskanzlei? Es ist auch einerlei, denn in Tirol kennt man die Spielverderber: Es sind "die" Wiener. Sie haben sich als genau die Komplexler erwiesen, für die sie in den alpin geformten Bundesländern immer schon gehalten wurden.

Die Begründung für das Platzpatronenabfeuerverbot klingt, als hätte dortamts eine antiklerikale Stoßtruppe eine Schikane ausgeheckt: Die Schüsse könnten die Menge erschrecken. Dies an einem Platz, an dem zu Silvester ein solcher Raketenexplosionslärm herrscht, dass man das Läuten der Pummerin nicht hört. Dies in einer Stadt, wo man am Nationalfeiertag Abfangjäger übers Volk donnern lässt. Als Pazifist könnte man das Verbot ja begrüßen. Aber die Tiroler Schützen stellen nun wirklich keine militärische Macht dar, sondern einen Traditionsverein. Und Joseph Ratzinger wurde mit dieser Idee nicht zwangsbeglückt, er hatte sich das Spalier gewünscht. Jetzt kann man sagen: ein schlichtes Gemüt. Aber Gast ist immerhin Gast. Drei Büchsensalven sind auch recht bescheiden: Für Präsident Sarkozy (und die offenbar schussfesten Franzosen) gab es zum Einstand 21 Kanonenschüsse.

In Tirol hat man eigene Begriffe vom Feiern - und von Ehre: Also bleiben die Schützen daheim. Wo Verstehen nicht möglich ist, kann man die Bräuche der Eingeborenen auch einfach respektieren. Ob das je hineingeht in den Wiener Wasserkopf?

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