Salzburg - zu ebener Erde und fünfter Stock

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Dienstag im Salzburger "Haus für Mozart“: Maestro Zubin Mehta hat eben den "Pro Arte Europapreis“ erhalten. Jetzt steht der im indischen Bombay geborene Weltmusiker auf der Bühne und erzählt von seinen Anfängen; auch von einer ersten Einladung nach Beverly Hills zu Bruno Walter, dem Stardirigenten des frühen 20. Jahrhunderts. Ganz sprachlos sei er gewesen, sagt Mehta, als ihm der große alte Mann damals zu einer Aufführung von Mahlers Neunter in Wien gratuliert habe. Erstaunt habe er wissen wollen, wie sein Gastgeber im fernen Amerika von diesem Erfolg wissen konnte. Walters Antwort sei kurz gewesen, erinnert sich Mehta: "Ich lese ja die FURCHE!“

Von Asien zur Wiener Klassik

Zubin Mehtas Wahl zum "Preisträger 2013“ war maßgeschneidert. Denn die "Ouverture Spirituelle“, der geistliche Prolog der Salzburger Festspiele, war heuer den östlichen Religionen und Weisheitslehren gewidmet: Buddhismus, Hinduismus, Taoismus … Und Zubin Mehta ist prominenter Exponent dieser Geisteswelt: Als Anhänger Zarathustras symbolisiert er die religiöse Vielfalt seines Subkontinents; als Dirigent die Brücke von Asien zur Wiener Klassik.

"Ex Oriente Lux?“ ("Kommt das Licht aus dem Osten?“) stand heuer als Thema über dem Festspiel-Auftakt, gefolgt von der kecken Zusatzfrage: "Ex Occidente Luxus?“ Für derlei Provokation ließe sich ja in Salzburg mancher Beleg finden: hier, wo die Kunst Gefahr läuft, der reinen Ästhetik zu dienen. Und wo sich hinter Eliten-Kultur viel Konsumismus und Selbstdarstellung verbirgt.

Die Weisheit der Mönche

So trifft der Blick auf die Geistigkeit Asiens den Nerv gleich doppelt: Westliche Kirchenmusik und asiatische Tempelgesänge finden begeisterte Zuhörer. Und oben, im fünften Stock des Festspielhauses, wird zeitgleich über die geistige Botschaft des Ostens diskutiert: über die Befreiung vom Ego. Über den Abschied von Gier und Verblendung. Und über Kult und Kultur als Teil jener "Nabelschnur, die uns mit dem Göttlichen verbindet“.

Viele Wissende sind bei dieser Suche nach dem "inneren Orient, den wir alle in uns haben“, mit dabei: Mönche und Nonnen, Philosophen und Hirnforscher, Kardinäle und Atheisten. Selbst Buddha und Jesus bleiben in Geist und Zitat präsent.

Bald ist klar: Licht gibt es auch im Westen - und Gier auch im Osten. Und: Im Zeichen der Globalisierung erleben beide Erdteile den jeweils Anderen sowohl als Verlockung wie als Bedrohung - kulturell, spirituell und materiell.

Staunenswert aber, wie nahe bei dieser Begegnung gerade diejenigen sind, die ihr Leben ganz der "Suche nach dem Licht“ widmen: die Mönche im Abend- und Morgenland. Und wie viel Weisheit über die Kunst des Lebens und Sterbens noch immer in den Klöstern wohnt - in Asien und ebenso bei uns!

PS: Hoffentlich überlebt die großartige "Ouverture Spirituelle“ auch Pereiras Fortgang von Salzburg. Denn auch 2014 wird es spannend: Da kommt der Islam in die Mozartstadt.

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