Salzburger Szenenwechsel

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Landestheater-Intendant Lutz Hochstraate ging nach 18 Jahren, ihm folgt Peter Dolder. Und die "Elisabethbühne" bleibt eine gute Adresse für Ur- und Erstaufführungen.

Er kannte die Theaterfreunde nicht nur vom Hörensagen: Lutz Hochstraate verließ mit Ende der vergangenen Spielzeit nach 18 Jahren und 304 Produktionen das Intendantenbüro des Landestheaters Salzburg. Und er zieht Bilanz: "Ende gut - wirklich alles gut?" Das Diktat des Sparens, in den letzten Jahren zumal, hat Hochstraate zugesetzt. Auch wenn er sich selten Frust anmerken ließ: Seit 1993 hatte es bei den Zuschüssen keine Valorisierung mehr gegeben - und das bei steigenden Lohn- und Materialkosten. Dabei betrug die Auslastung des Hauses 88 Prozent.

Ein halbes Hundert Opern und Schauspiele hat Lutz Hochstraate selbst inszeniert. Obwohl er nicht nur seinen Sparwillen bekundete, sondern auch wirklich sparte, zog man ihm als "Dank" die Daumenschrauben immer stärker an. Es hatte nicht nur den Anschein, dass man ihn loswerden wollte.

In den Jahren 1986-2004 sah man in Oper, Schauspiel und Ballett nicht nur gelegentlich, sondern in jeder Spielzeit einige Highlights zwischen Klassik und Zeitgenössischem, Faust I und II in mehr als respektablen Inszenierungen, das Ouevre Felix Mitterers, zuletzt die Löwengrube, Mozart u.a. mit Figaro, Cosi (Christine Mielitz), Zauberflöte (Harry Kupfer), die erste große Zusammenarbeit mit der Grazer Oper Der Ring des Nibelungen (Christian Pöppelreiter) und dann immer öfter Kooperationen, da Oper von einer Landesbühne allein praktisch nicht mehr zu finanzieren ist: Daphne von Strauss zum Beispiel, eine weitum beachtete und gefeierte Produktion.

"Landestheaterjung" überließ man eher dem Diktat der "Publikumsorganisation", wie dessen Leiter und Oberspielleiter Michael Worsch konstatierte, dem zudem die exemplarischen Mitterer-Inszenierungen zu danken sind.

Daneben etablierte sich in den vergangenen 13 Jahren Peter Breuer mit dem Ballett und seinen Uraufführungen und schuf dem Drei-Sparten-Theater ein solides Standbein.

Nun wird es mit dem Intendanten Peter Dolder - er kommt aus Esslingen - in eine neue Ära des Theaters und in eine neue Spielzeit gehen. 20 Produktionen sind vorgesehen, beginnen wird man mit Mozarts Don Giovanni in der Regie des neuen Intendanten (Giovanni: Rainer Brandstetter), es folgt in den Kammerspielen als österreichische Erstaufführung Die Eröffnung von Peter Turrini (Regie Marcus Kohlbach), Shakespeares Was ihr wollt, Carmen, Die lustige Witwe (im Dezember) und Die Präsidentinnen von Werner Schwab werden dann im Jänner zu sehen sein. Und während die Wiener Philharmoniker zur Mozart-Woche am 29. Jänner 2005 ein Mozart- und Schubert-Programm ankündigen, hat Dolder für diesen Tag Verdis Falstaff angesetzt.

Interessant der Spielplan des Schauspielhauses Elisabethbühne: Man beginnt mit einer österreichischen Erstaufführung des Schauspiels Unschuld von Dea Loher, dem eine Uraufführung folgt, Eurydike, deren Text von Barbara Neuwirth, die Komposition von Thierry Zaboitzeff und die tänzerische Inszenierung von Editta Braun stammen. Gespannt ist man auf Lessings Nathan, den Thierry Bruehl inszenieren wird.

Die Konzertdirektion Schlote bietet "für den Preis einer Festspielkarte" ein Abonnement für sechs Aufführungen nicht österreichischer Ensembles an, das Oper (Madame Butterfly, Nabucco), Operette (Land des Lächelns, Nacht in Venedig) und Ballett (Nussknacker, Tango meets Macbeth) umfasst.

"Theaterzauber" nennt sich der Band, der die Ära Lutz Hochstraate 1986-2004 in Salzburg dokumentiert, herausgegeben von dem auf unwürdige Weise verabschiedeten Dramaturgen Christian Martin Fuchs. Essays prominenter Autorinnen und Autoren, Dokumentationen, Erinnerungen und exzellente Fotos lassen diesen wichtigen Abschnitt der Salzburger Theatergeschichte lebendig werden und geben Einblick in die Möglichkeiten, Grenzen und Abhängigkeiten einer Bundesländerbühne. CH

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