Sanftes Plätschern, wildes Sprudeln

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"Brunnenpracht", eine gemeinsame Sonderschau jener vier Salzburger Museen, die barocke Kunst beherbergen.

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"Brunnenpracht", eine gemeinsame Sonderschau jener vier Salzburger Museen, die barocke Kunst beherbergen.

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Zu Pfingsten, wenn auf der Bühne des Kleinen Festspielhauses Philippe Rameaus "Boreaden" ihrem plaisir nachgehen, rücken vier Salzburger Museen die Brunnen der Stadt ins rechte Licht: Brunnenanlagen als schillernder Ausdruck barocken Lebensgefühls. Wie im Vorjahr haben die vier Salzburger Museen, die barocke Kunst beherbergen, eine gemeinsame Sonderschau konzipiert, die einen direkten Bezug zum Programm der Salzburger Festspiele "Pfingsten Barock" hat: "Brunnenpracht - Glanzlichter des Barock" heißt die diesjährige Präsentation.

Das Museum Carolino Augusteum hat sich der Pferdeschwemme am ehemaligen Hofmarstall angenommen. Die Fresken schäumender bezeihungsweise friedlicherer Rosse an der Blendmauer am Karajanplatz (gemalt von Erzbischof Firmians Hofmaler Franz Anton Ebner) erstrahlen seit kurzem in frisch renovierter Farbenpracht. Das Carolino Augusteum hütet zwei Holzmodelle für die Rossbändiger-Gruppe in der Pferdeschwemme. Diese Skulptur ist eines der Hauptwerke des Salzburger Bildhauers Michael Bernhard Mandl und entstand um 1695. In den ausgestellten Bozetti ringen noch zwei Knechte mit dem sich aufbäumenden wilden Pferd. Realisiert wurde die Marmorskulptur schließlich mit nur einem Roßknecht. Die Pferdeschwemme ist im Zuge der Erweiterung des Marstalles unter Erzbischof Johann Ernst Thun vermutlich von Fischer von Erlach entworfen worden. Ihre heutige Gestalt bekam die Anlage unter Erzbischof Firmian von Franz Anton Danreiter. Neben den Holzmodellen sind im Carolino Augusteum Entwurfszeichnungen zur Pferdeschwemme sowie ein Ölbild von Hubert Sattler zu sehen.

Von den Räumen des Dommuseums aus eröffnet sich auf der einen Seite der Blick auf die Kapitelschwemme, auf der anderen auf den Residenzbrunnen. Das Dommuseum zeigt Danreiter-Entwürfe zur Kapitelschwemme sowie ein Tonmodell der Neptungruppe von Joseph Anton Pfaffinger. Die Residenzgalerie präsentiert "Spiele um Wasser und Liebe" anhand der Brunnendarstellungen in den Bildern des Grazer Malers Franz Christoph Janneck (1703 bis 1761). In den galanten Gesellschafts-Szenen sind das fließende Wasser und die vielgestaltigen Brunnenanlagen als erotische Signale zu lesen. Ein Tischbrunnen, der einst die Abttafel von Kremsmünster zierte, untermalt den Ausstellungsbesuch mit freundlichem Plätschern. Der stimmungsvolle Fürsterzbischöfliche Fischkalter mit seinen fünf Marmorbecken, von dem aus auch der Herkulesbrunnen im Residenzhof gespeist wird, bleibt dem Publikum leider auch in Zukunft vorenthalten.

Die Besucher des Salzburger Barockmuseums werden ebenfalls mit sanftem Plätschern begrüßt: weniger imposant als die Navicella vor der Spanischen Treppe aber nicht minder stilvoll präsentiert sich Berninis Meisterschaft in Form eines kleinen Wandbrunnens aus Carrara-Marmor. Der geflügelte Marmorfisch, der schmunzelnd in ein schneckenförmiges Becken spuckt, ziert auch die gemeinsame Eintrittskarte. Mit den liebevoll präsentierten Brunnen-Kleinodien wird einmal mehr zum Besuch der vier Museen angeregt.

Bis 13. Juni. Information: 0662/ 87 74 32-13

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