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Internationales Kinder- und Jugendtheater in Oberösterreich.

Der Titel "Schäxpir" beruht nicht nur auf dem Spiel mit einer phonetischen Schreibung des Namens Shakespeare, sondern meint auch Internationalität und "großes Theater" für die Drei- bis Sechzehnjährigen und alle jung Gebliebenen. Größenordnung und Erfolg dieses fast zur Gänze vom Land Oberösterreich getragenen Theaterfestes auf durchwegs hohem künstlerischen Niveau lässt sich an einigen Zahlen erkennen: 122 Aufführungen mit 300 Künstlern aus zehn Nationen an 14 Spielstätten in Linz, Wels, Steyr und Gmunden wurden von über 13.000 Besuchern begeistert aufgenommen.

Die Idee für dieses Festival stammt von Julius Stieber, die von Landeshauptmann Pühringer sofort aufgegriffen wurde, ist doch Kultur für Kinder seit Jahren schon ein Schwerpunkt seiner Kulturpolitik. Bei seiner Eröffnungsrede sagte er u.a.: "Die neue Generation wird nicht mehr über ein Musiktheater abstimmen müssen." Stieber wurde zum Geschäftsführer und Festivalleiter, Stephan Rabl (szene bunte wähne) zum künstlerischen und Alfred Rauch zum Produktionsleiter bestellt.

Den offiziellen Beginn bildete die "Eröffnungs- und Theatershow" in den Kammerspielen, bei der sich u.a. die "Inkululeko Yabatsha School of Art" aus Zimbabwe mit einer Probe ihres faszinierenden Musik- und Tanztheaters vorstellte. Doch schon zuvor war im Linzer Theater des Kindes die flotte Slapstick-Komödie "Felix, der Fisch und die Verfolgung auf dem Pianino" (ab 6 J.) uraufgeführt worden. Die Botschaft hieß: "Selbst in die Tasten greifen!" Gemächlich ging es bei der absurden Geschichte "Der blaue Stuhl" mit Live-Musik der Theaterwerkstatt Hannover für die Kleinsten zu: Schlichtes, Fantasie und Kreativität anregendes Erzähltheater. Von Zauberei, Freundschaft und der alles überwindenden Kraft der Liebe handelt "Krabat" nach Otfried Preußler, vom Puppentheater der Stadt Halle (ab 7 J.) beeindruckend präsentiert.

Uraufführung aus Linz

Dieses Prädikat verdienen auch die drei Damen des Puppentheaters Dædalus Company aus Jerusalem. Nicht umsonst wurde die im "Laboratory of Human Curiosity" verlebendigte Erzählung "Stumble Onto", die von den zufälligen Entdeckungen und Erfindungen der Menschheit handelt, mehrfach preisgekrönt. Die Uraufführung "Onysos' Kinder" von Barbara Unger-Wiplinger (ab 10 J., Landestheater Linz, u\hof) thematisiert die psychischen Störungen zweier Jugendlicher, die alkoholkranke Eltern haben. Der simple Rat lautet: "Nur wenn sie lernen, Tränen und Wut zuzulassen, kann sich etwas in ihnen verändern." Kids ab elf wurden von der Schweizer "bravebühne / theater katerland" mit dem sozialkritischen Schauspiel "Bison&Söhne" gut bedient, geht es doch um die Selbstfindung dreier junger Burschen.

Höhepunkte für Menschen ab14 waren dem Teatro la Ribalta (I) zu verdanken für sein preisgekröntes Zwei-Personen-Stück "Ali" (Flügel) mit intuitiv verständlichen, in poetische Bilder gesetzte Metaphern. Ferner "Creeps" von Ömmes & Oimel (D), ein zynisches, von drei jungen, sehr unterschiedlichen Frauen ausgezeichnet dargestelltes Reality-Casting für den Job einer Moderatorin. Der Titel "Creeps" trifft in seiner Doppelbedeutung "Gänsehaut" und "Fiesling" (für den Regisseur im Off) punktgenau zu. Weiters das außergewöhnliche, sich an Pirandello orientierende Schauspiel- und Tanztheater "Personnages" (Compagnie de l'Oiseau, F / I), das von einem Autor und sechs behinderten Personen in wunderbarer Weise deren Selbstwertgefühl und Lebensfreude zum Ausdruck bringt.

Für das gesellschaftskritische dreieinhalb Stunden dauernde Stationen-Drama "Heimaten" des Theaters an der Sihl (CH) brauchte man Sitzfleisch, Literatur- und Zeitgeschichtskenntnisse. Eine brillante Produktion, in der es um Illegale und Asylanten geht, die sich unverdrossen um einen Schweizer Pass bemühen - doch wie so oft: weniger wäre perfekt gewesen.

Insgesamt wiesen die 38 Produktionen eine große Darstellungs- und Themenvielfalt auf. "Schäxpir" ist eines der größten Kinder- und Jugendtheaterfestivals in Europa.

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