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Alle haben die Radfahrprüfung geschafft. Also alle fünf, die sich getroffen haben, um im Verkehrsgarten Extrarunden zu drehen und an einem brütend heißen Tag im Bad zu lernen. Auch Ahmed war dabei, seiner Mutter Alya sei Dank. Von den anderen Kindern haben nur einzelne ihr Glück versucht: Zu wenig Zeit blieb ihnen zum Üben, zu streng schienen ihnen die Damen und Herren von der Polizei. Nur ein indisches Mädchen hat den Ausweis am Ende ergattern können. Ob es ein eigenes Fahrrad besitzt, ist eine andere Frage.

Das Leben ist ungerecht, und unser Schulsystem ändert daran nur wenig. Es verteilt Zeugnisse -und bewertet vor allem auch die Mitarbeit der Eltern; es bescheinigt Kindern die AHS-Reife -und gibt den anderen das Gefühl, versagt zu haben. Das soll nicht heißen, dass es simple Alternativen gäbe. Aber schwer erträglich ist diese Ausgangslage doch.

Was kann ich schließlich dafür, wo ich hineingeboren werde? Was kann ich dafür, dass mein Papa im Gefängnis sitzt, statt die Siebenerreihe abzuprüfen? Dass meine Mama keine Zeit für Rechtschreibübungen hat, weil die Oma psychisch krank geworden ist? Oder dass mich meine Eltern ständig mit Übungen traktieren und mir damit zu verstehen geben, es sei niemals genug? Nichts kann ich dafür. Und dennoch wird es mich prägen.

Auch Lehrerinnen und Lehrer bleiben hier gefangen. Doch zugleich können sie ihren Schülern auch das Wesentlichste vermitteln: die Gewissheit, jenseits von Noten und Herkunft wertvoll zu sein. Die Volksschullehrerin des Großen hat diese Kunst eindrucksvoll beherrscht. Zum Dank haben ihr die Kinder nun ein Buch mit ihren Lieblingsrezepten geschenkt: vom syrischen Hummus bis zu den Vorarlberger Käsknöpfle, vom arabischen Pudding mit Rosenwasser bis zum Rote-Rüben-Risotto aus Bobostan. Eine ziemlich gute Mischung, um den bitteren Abschied verdaulicher zu machen. Danke!

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