SCHEIDUNG AUF GRIECHISCH

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Wenn Verhandlungen auf europäischer Ebene in ihre entscheidende Phase treten, gibt es gewöhnlich einen gewissen Spielraum, den jede Seite für sich absteckt. Man setzt sich "rote Linien" und geht mit Maximalforderungen in die Gespräche, um sich dann in der Mitte zu treffen. Das ist Verhandlungs-Dialektik. Auf diese Art läuft Europa - oft unrund und moralisch fragwürdig - aber es läuft immerhin seit über 50 Jahren.

Im Fall Griechenlands ist das bedauerlicherweise anders. Denn da läuft gar nichts. Seit Monaten gibt es ein Tauziehen um Papiere und Reformen, seit Monaten das Versprechen Athens, sich einigen zu wollen und Appelle - mehr oder weniger aggressiv - doch endlich auch die griechische Position zu verstehen. Aber die Rhetorik beinhaltet kein Einlenken, noch ein haltbares Konzept, noch einen Verhandlungsplan- und das bei einem sich stark verengenden Zeitkorridor. Bevor es also Ende Juni zum Äußersten kommt, sollte man die Politik gegenüber Athen ändern - und die Griechen ihren Weg gehen lassen - außerhalb der Euro-Zone.

Denn passiert der Ausstieg ungeplant, dann schadet das vermutlich nicht nur Griechenland, sondern auch dem Euro und der EU. Nicht nur würde Griechenland eine Krise erleben, deren Auswüchse (Kapitalflucht, Hyperinflation, Investitionsstopp, Arbeitslosigkeit) die Demokratie destabilisieren. Die Finanzmärkte würden vermutlich auch dem Euro und seinen Hütern das Vertrauen entziehen - und massiv gegen einzelne Staaten (Por, Ita) spekulieren.

Die Alternative dazu ist ein geplanter Grexit. Um den Vorbereitungen dafür Zeit zu geben, sollte den Griechen zunächst eine Fristenstreckung für jene Milliarden gewährt werden, welche Athen im Juni zahlen müsste. Danach müsste es offizielle Verhandlungen über den Grexit geben. Die EU und die Geldgeber werden die neue griechische Währung mit einem ganzen Paket an Maßnahmen stabilisieren müssen. Diese Maßnahmen brauchen eingehende Vorbereitung. Nur wenn Griechenland stabil bleibt, bleibt der Euro stabil. Es geht hier also nicht um Almosen. Es geht um Selbstschutz. Dieser Selbstschutz wird teuer - aber welche Scheidung ist schon billig?

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