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Am 9. August, dem bisher heißesten Tag des Jahres hierzulande, gelangte Wolfgang Ambros' winterweißer Evergreen "Schifoan" an die Spitze der heimischen iTunes-Charts; diese vermerken die Frequenz der Downloads im Netz. "Und wann der Schnee staubt und wann die Sunn' scheint, / dann hob' i ollas Glück in mir vereint": Die Austropop-Hymne auf den rotweißroten Nationalsport ist eine ungewöhnliche Wahl für den Höhepunkt der Hundstage, und man ist geneigt, sie am ehesten als erfrischendes Kontrastprogramm zur kollektiven Transpiration zu deuten. Jedoch mitnichten: Die unerwartete Beliebtheit war Ausdruck eines politischen Protests, dessen Stoßrichtung sich nicht unmittelbar aus dem Liedtext ergibt: "Weil i wü' Schifoan, Schifoan, woah woah woah, Schifoan, / weil Schifoan is des leiwaundste, / wos ma sich nur vurstelln kann."

Verantwortlich dafür ist eine Kampagne auf Twitter, die unter der Devise "#schifoanchallenge2018" zum Kauf des Liedes um 99 Cents auffordert. Wolfgang Ambros, über den man zuletzt nur in den Klatschspalten lesen konnte, hatte sich in einem Interview für die Süddeutsche ebenso ausführlich wie abfällig über die österreichische Regierung geäußert und seiner Überzeugung Ausdruck verliehen, es gebe "viele braune Haufen in der FPÖ". Die Reaktion der Freiheitlichen war plump und in Anbetracht von Ambros' Popularität keine strategische Meisterleistung. Der Generalsekretär nannte ihn einen "abgehalfterten Musiker" und "Systemgünstling", lud ihn dessen ungeachtet aber auf ein Gulasch und ein Seidl Bier ein, Ambros lehnte ab, was man verstehen kann -ich möchte mit dem Mann auch nicht auf ein Gulasch gehen. Die Twitteraktion hat nun die Kräfteverhältnisse auf schlagende Weise augenfällig gemacht. Für die nächste FPÖ-Attacke kann es eigentlich nur ein Lied sein: "Da Hofa".

Die Autorin ist Germanistin und Literaturkritikerin

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