Schiller und zwei Frauen

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Wie nur soll man sich zwischen Weisheit und Glut entscheiden? - Ein Dilemma, in dem sich der Dichter Friedrich Schiller in seinem Dreiecksverhältnis mit den Schwestern Charlotte und Caroline von Lengenfeld wiederfand. Beide waren scheinbar gleichermaßen faszinierend und schön, klug und leidenschaftlich, charmant. Doch auch im Sommer 1788 waren Amour Fous öffentlich "nicht akzeptabel." Man schickte einander also Nachrichten in Geheimsprache, die Code-Namen der "Geliebten Schwestern", die der Dichter ihnen gab, standen bezeichnend für ihren Charakter: "Weisheit" und "Glut".

Wie jedes wirklich gute Historiendrama ist auch diese neue Arbeit von Dominik Graf ein zeitgemäßer, universell lesbarer Film. Über die unschuldige Offenheit der Beteiligten, ihren Glauben an eine Utopie, die einer ökonomischen und gesellschaftlich konventionellen Realität weichen muss, auch, weil der Mensch generell schlecht darin ist, seinem Herzen zu folgen, ohne dabei sich selbst und andere zu verletzen.

Jedes Wort ein emotionaler Trojaner

Aber auch ein Film über Celebrity-Kultur, Berechnung und Kalkül, und eine Medienrevolution: Der Massenbuchdruck beginnt, während im Hintergrund noch die Französische Revolution tobt, der Postillon kam bis zu zwölf Mal am Tag - jedes geschriebene Wort ein parfümierter, emotionaler Trojaner in der Kommunikation zwischen Schiller und den Schwestern, in der es drunter und drüber und durcheinander geht. Graf montiert diesen - vor allem - verbalen Liebestaumel rhythmisch wie ein Herzschlag, himmelhoch jauchzend wie zu Tode betrübt. Dabei orientiert er sich erkennbar an François Truffauts "Die zwei Mädchen aus Wales und die Liebe zum Kontinent" - und schafft eine sehr eigenständige, vielschichtige Sensualität.

Die geliebten Schwestern

D/A/CH, 2014. Regie: Dominik Graf. Mit Henriette Confurius, Florian Stetter, Hannah Herzsprung. Constantin. 171 Min. Ab 7.11.

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