Schlächter fürsorglich

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Ein Haudegen, der sichtlich darauf hält, nicht wie ein langweiliger Stratege am Schreibtisch zu wirken. Zwei Bilderfolgen sind von Ratko Mladic um die Welt gegangen. In der einen ist er zu sehen, wie er bosnischen Muslimen aufmunternd das Haupt tätschelt, ehe diese, in Busse verfrachtet, ein paar Kilometer weit ins Gelände hinaus gefahren wurden. Dort, unweit der Stadt Srebrenica, die die uno zur Schutzzone erklärt hatte und in die deswegen Tausende geflüchtet waren, wurden sie allesamt massakriert. Der General, der sie mit einem Tätscheln in den Tod schickte, schaut auf diesen Bildern entschlossen, aber nicht unfreundlich. Er lächelt die Todgeweihten sogar an, als wollte er sagen: Ich bin nicht gerne der Bluthund, aber die Sache ist nun einmal unausweichlich und in besseren Zeiten hätte ich mit Euch auf den Frieden getrunken!

In der zweiten Bilderfolge, die von Mladic bleiben wird, trinkt er auf einen anderen Frieden. Mit einem Glas Sekt prostet er Tom Karremans zu, der damals, im Juli 1995, die holländischen Blauhelme befehligte, die im Auftrag der UNO die Sicherheit der Muslime in den Schutzzonen garantieren sollten. Der bullige Haudegen stößt mit dem eleganten Gentleman darauf an, dass es zwischen ihren Truppen zu keiner Schießerei gekommen ist, sondern die Schutzbefohlenen ohne ärgerliche Zwischenfälle aus der Schutz- in die Todeszone verbracht werden konnten.

Jetzt sind die Tage der Freiheit für Mladic endlich gezählt. Und was ist von ihm zu hören? Dass der Herr über Leben und Tod ein fürsorglicher Mensch sein soll. Er sei bereit, sich dem Tribunal für Kriegsverbrechen zu stellen und will dafür selbstlos nur die fünf Millionen Dollar kassieren, die auf seine Ergreifung ausgeschrieben sind. Schließlich hat er, anders als die 8000 Muslime, die er abschlachten ließ, eine Familie, die er nicht im Elend zurücklassen möchte.

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