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Eine Ausstellung in Trient zeigt kulturelle Gemeinsamkeiten des Alpenraumes. Ein wesentliches Exponat kommt aus der Steiermark.

In prähistorischer Zeit bildeten die Alpen über die Gebirgsübergänge hinweg die Mitte einer Kulturlandschaft. "Krieger, Fürsten und Helden zwischen Donau und Po" nennt sich eine Ausstellung im Castello del Buonconsiglio in Trient, die anhand von Objekten aus europäischen Museen erzählt, wie sich in diesem Raum Machtverhältnisse und sozialer Status in der Zeit bis zur Völkerwanderung entwickelten: Je besser die Waffen umso mehr Besitz, größerer Reichtum und gesteigertes Ansehen. In grau verkleideten Vitrinen sind die Objekte ausgestellt, Wandtexte in drei Sprachen führen in die historischen Zusammenhänge ein, die Beschriftungen selbst sind italienisch abgefasst.

Das älteste Objekt ist ein kleiner Stein mit der Figur eines Menschen, der seine Arme in Verehrung erhoben hat. Natürliche Vertiefungen im Stein sind als Augen gestaltet, verleihen dem 32.000 Jahre alten Bildwerk Leben. Solche Grabbeigaben lassen darauf schließen, dass die Bestatteten herausragende Persönlichkeiten waren, vergleichbar der späteren Aristokratie. Ein begehrter Rohstoff war der Feuerstein, der in regelrechten Steinbrüchen abgebaut und zu Werkzeug und Waffen verarbeitet wurde. Im vierten Jahrtausend vor Christus wurden Waffen und Schmuck aus Kupfer, Silber und Gold hergestellt, ausgesprochene Statussymbole für besondere Männer. Vermutlich gehörte auch "Ötzi", die weltbekannte Gletschermumie, zu ihnen.

Von prähistorischer Zeit...

Für Frauen war Schmuck aus polierten Steinchen, Muscheln, auch aus Edelmetall Kennzeichen des gesellschaftlichen Ranges. Kupfer war leicht zu bearbeiten, aber es war sehr weich. Die Legierung mit Zinn ergab Bronze und führte zu einer Revolution in der Kriegstechnik. Gleichzeitig aber entbrannten Kämpfe um Kupfer- und Zinnlagerstätten. Streitäxte, Dolche, Hellebarden wurden aus diesem Metall verfertigt, aber auch Hals- und Stirnreifen. Beim Schmuck findet sich Glasfluss und Bernstein - Beweis für ausgedehnte Handelsbeziehungen. Die Krieger gewannen immer mehr Bedeutung, wozu auch die Reiterei beitrug. Pferdetrensen erhielten die im wesentlichen bis heute gültige Form, machten die Reittiere besser beherrschbar und erlaubten schnelle, wendige Attacken. Zum ersten Mal wurden auch Helme und Harnische aus Bronze angefertigt. Ganz und gar zivil waren Rasiermesser, flache Plättchen aus Bronze. Ein herausragendes Objekt ist der "Goldene Hut" von Schifferstadt aus dem zweiten Jahrtausend vor Christus. Die kegelförmige Kopfbedeckung ist eigentlich ein Kalender. Die in das Gold gravierten und geschlagenen Verzierungen lassen Sonnenstand und Mondphasen ablesen, verständlich allerdings nur besonders ausgebildeten Männern.

In der späten Bronzezeit tauchte nördlich der Alpen der Vierradwagen auf, der vermutlich auch bei Paraden und Zeremonien eingesetzt wurde. Ziviler Luxus nahm zu mit Trinkgefäßen, Servierschüsseln und Sieben zum Filtern alkoholischer Getränke. In den Hügelgräbern wurden auch Frauen mit ihren Männern bestattet, vielleicht waren es Witwen, die ihren Männern als Opfer ins Grab folgten. Ob sie dies freiwillig taten, bleibt unbekannt, offengelegt aber ist der reiche Schmuck, der ihnen mitgegeben wurde.

Ein besonders schönes Objekt wurde 1851 in der Steiermark gefunden. Dieses Fürstengrab von Strettweg enthielt Lanzenspitzen, eine Streitaxt, Eß- und Trinkgeschirr und Schmuck für Frauen, die dem hochgestellten Toten ins Grab folgten. Das schönste Objekt dieses Fundes ist aber der Opferwagen: Eine weibliche Figur trägt eine flache Schale, und erst die Restaurierung von 1991 bewies, dass ein daneben gefundener Bronzekessel auf dieser Schale stand. Er nahm die Asche des toten Fürsten auf und war ein Importstück aus einer etruskischen Werkstatt.

... zu den römischen Kaisern

Die Entdeckung des Eisenerzes als Rohstoff zur Metallgewinnung brachte neue Waffen, härter und weniger spröde als solche aus Bronze. Damit waren sie den alten Waffen überlegen, führten aber zu neuen Kämpfen um diese Lagerstätten. Im sozialen Gefüge erhielten spezialisierte Handwerker wie Tischler einen neuen, der Aristokratie angenäherten Rang. Ähnliches geschah bei den Frauen: Solche, die einen eigenen Webstuhl besaßen, standen höher im Rang als einfache Weberinnen. Grabbeigaben zeugen von neuem Luxus, Geschirr und Schmuck wurden aus Etrurien oder Griechenland importiert. In der Po-Ebene entstand eine urbane Zivilisation, die bis in den Norden der Alpen ausstrahlte. In den Ostalpen waren Vorkommen von Salz, Eisenerz und Blei die Quelle des Reichtums - und immer wieder Anlass für Kriege, in den westlichen Gebieten war es die Landwirtschaft.

Der letzte Teil der Ausstellung zeigt den Luxus der römischen Kaiserzeit. Die prachtvollen Räume im Obergeschoss des Castello bilden den Hintergrund für exquisite Speisegefäße aus Silber und Glas, prunkvolle Waffen und kostbaren Schmuck. Ein Kranz aus goldenen Blättern und Blüten wirkt wie eine Apotheose von Macht, Reichtum und Prestige.

Guerrieri Principi ed Eroi fra il Danubio e il Po dalla Preistoria all'Alto Medioevo

Trient, Castello del Buonconsiglio,

Bis 7. November Di-So 10-18 Uhr

Tel 0039/0461/492803 oder 492846

www.buonconsiglio.it

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