Schöne Beine in Rosa

Werbung
Werbung
Werbung

Überzeugende Eröffnung der zwölfteiligen "Strudelhofstiege" am Wiener Schauspielhaus.

Auch im Schauspielhaus gibt es Soap zu sehen - hier allerdings als Serie in zwölf Folgen. Die sich in unmittelbarer Nähe zum Schauspielhaus befindliche Strudlhofstiege liefert viel Inspiration für dramatische Neuinterpretationen, denn Doderers bekanntester nach ihr benannter Roman war in der letzten Woche mehrfach dramatisch präsent. Zuerst in Helmut Peschinas gelungener Hörspiel-Bearbeitung, die zu Weihnachten auf Ö1 in drei Teilen gesendet wurde, und nun am Schauspielhaus, wo die erste Folge der Bühnenbearbeitung zu Silvester Premiere hatte.

"Die Strudlhofstiege" wird bis März als Fortsetzungsstück gespielt. Zwölf Regisseure inszenieren im Staffellauf den 909 Seiten umfassenden Wien-Roman und können zugleich zeigen, was sie können.

Folge 1 "Schöne Beine" hat die 39-jährige Daniela Kranz mit vier Schauspielern in Szene gesetzt. In der extrem verknappten Form hält sie sich streng an Doderers Text und lässt den Erzähler (Jürgen Maurer) die Geschichte aus dem Off kommentieren.

Kranz hat in rasantem Tempo die wesentlichen Charaktere etabliert: Mary K.s (Angela Ascher) nackte Beine laden nicht nur aufreizend Doktor Negria zu einem Flirt ein, den Nachmittagstee schenkt sie, die faule Katze am Diwan, mit ihren nackten Füßen ein. Auch als lebens- und liebeshungrige Etelka Stangeler überzeugt Ascher.

Ebenfalls in mehreren Rollen zu sehen sind Johannes Zeiler als Melzer und Kellner, Marion Reiser als Editha Pastré - "das größte Luder des 9. Bezirks" - sowie Paula Schachl und Christian Dolezal als Dr. Negria, Major und Gymnasiast René Stangeler, als der er in einer formidablen Indianerkrapfen-Schleckerei seine Annäherungsversuche zu Paula mehr als deutlich macht.

In Elke Gattingers einfallsreicher Ausstattung macht alles auf den Autor aufmerksam: Doderer als Idol, dessen Antlitz auf der Jugendzimmertapetenwand mehrfach vertreten ist.

Rosa ist die CI-Farbe des Schauspielhauses und darf in keiner Soap fehlen: also rosa Plüschtelefone und Kalender, der Durchblick in das Spiel mit den verschiedenen Zeitebenen gibt, so dass man sich in der viel zu kurzen, nur 50 Minuten währenden Inszenierung zurechtfindet.

Kranz hat die Serie überzeugend eröffnet, und jetzt gilt die nächsten zwölf Wochen: Fortsetzung folgt.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung