Schon wieder Schiele

19451960198020002020

Die x-te Biographie, doch Maria Rennhofer ist lesenswert.

19451960198020002020

Die x-te Biographie, doch Maria Rennhofer ist lesenswert.

Werbung
Werbung
Werbung

Noch eine Schiele-Biographie. Die wievielte? Doch Maria Rennhofer schrieb mehr als die notwendige Textumrahmung um das Bildmaterial, da nun einmal immer wieder neue Bücher über Schiele verlangt werden. Das vorliegende bietet zwar nichts Neues, es wurde auch nicht mit diesem Anspruch geschrieben. Dafür schreibt die Autorin gut, direkt, mit Wärme, mit dem souveränen Überblick der gelernten Kunsthistorikerin über das verfügbare Material sowie dem Können einer erfahrenen Journalistin. Mit diesen Voraussetzungen gelang ihr eine besonders gut lesbare, dabei besonders seriöse und bei aller Knappheit detailreiche Biographie, die uns Schiele menschlich besonders nahe bringt.

Und die all das erwähnt, worüber nicht oft genug geschrieben werden kann. Zum Beispiel Schieles Verhalten im Besitz seines jungen Erfolgs: Kaum sind die finanziellen Sorgen weggeblasen, wird er seinerseits zum Mäzen, kauft Arbeiten anderer Künstler und fördert sie, wo er kann und ermutigt auch seinen Schwager zum Malen. Der einst völlig auf das eigene Ich und die eigenen Probleme Fixierte hellt sich auf, wandelt sich nun zum Menschenfreund, öffnet sich und nimmt auch als Maler eine neue Haltung ein. Diese Hinweise vermißt man oft. Sie sind aber wichtig, denn sie wirken dem Klischee vom Frühvollendeten entgegen, der sterben mußte, weil er vollendet gewesen sei. Ein falscher Trost. Für den Tod des 28-jährigen Schiele, der an der Schwelle des Ruhmes drei Tage nach seiner schwangeren Frau Edith der Grippewelle des Herbst 1918 erlag, gibt es keinen Trost. Er starb im selben Jahr wie Gustav Klimt, Otto Wagner, Kolo Moser und die Monarchie - die einzige große Zukunftshoffnung in diesem erlauchten Kreis. Das reiche Bildmaterial ist attraktiv, die Einheit von Text und Bild geglückt.

H.B.

Egon Schiele. Leben und Werk. 1890 - 1918. Von Maria Rennhofer Christian Brandstätter, Wien 1999. 80 Seiten, 60 Farb- und 10 s/w-Bilder, geb., öS 498,-/e 36,19

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung