Schonungslos zynisches Geschäft

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Welche psychische Last Kriegsberichterstatter auf sich laden, weiß man hierzulande spätestens aus den Schilderungen von Antonia Rados und Friedrich Orter. Daran knüpft Barbara Eder ("Blick in den Abgrund") teils auch direkt an, wenn sie mit ihrem Spielfilm "Thank You For Bombing" den Mentalitäten dieser Reporter und dem Krieg in ihrem Inneren eine Form gibt.

Eder gliedert ihre Erzählung in drei verschränkte Episoden über unterschiedliche Reporter: Der eine, ein alternder Zeuge vieler Konflikte, hat den Tod seines Kameramanns nie überwunden. Einmal mehr wird er ins Feld geschickt; einmal mehr suchen ihn die Geister der Vergangenheit heim, als er am Flughafen meint, den Mörder von damals wiederzuerkennen. In Afghanistan will sich derweil eine junge Journalistin ihre Sporen verdienen, auch wenn das Land einschüchtert, die eigenen Streitkräfte ein Good-News-Regime führen und ihr Team eine chauvinistische Männerdomäne ist.

Will sie die ganze Geschichte über eine Koranverbrennung, muss sie sich unsäglich demütigen. Gleich nebenan hat wiederum ihr Kriegsjunkie von Kollege das Problem, dass es für seine Bedürfnisse zu ruhig ist. Er sucht das Brenzlige, legt Kindern Hassparolen in den Mund, sucht Streit -und als darüber Rauswurf und Scheidung anstehen, begibt sich auf ein Himmelfahrtskommando in Richtung Taliban-Hochburg. Erzählerisch trumpft "Thank You For Bombing" mit seiner schonungslosen Art und den zynischen Details auf, mit denen er das Kriegsberichterstatter-Geschäft illustriert.

Kaum eindeutige Szenarien

Eder und ihr Kameramann Christian Haake finden dafür markante Bilder, etwa im Anblick fein säuberlich aufgereihter Reporter, die auf ihren Hotelbalkonen alle zur selben Zeit ihre Live-Schaltung machen. Zusätzliche Kraft entwickelt der Film dadurch, dass seine Bedrohungsszenarien selten eindeutig sind, sondern sich etwas Diffuses bewahren - selbst im Moment, auf den Eder das gesamte Werk ausgerichtet hat, einer mitnehmenden, zwiespältigen Nötigungsszene. Solange die Schauspielführung funktioniert, entwickelt sich daraus Effektvolles - z. B. durch Erwin Steinhauer, wenn er in seiner Rolle Fritz Orter kanalisiert.

Mit seinen modernen, mehr ins Amerikanische gehenden Ansprüchen in Sachen Ästhetik und Unmittelbarkeit schleppt die Produktion genauso Elemente mit, die sehr heimisch sind wie eine gewisse Ausrichtung auf Förderwürdigkeit, teils wiederum der Zeit hinterher. Auch wenn "Thank You For Bombing" ein mutiger Ansatz ist: Das eindrückliche "Vergnügen" ist kein ungetrübtes.

Thank You For Bombing

A 2015. Regie: Barbara Eder. Mit Erwin Steinhauer, Manon Kahle, Raphael van Bargen. Filmladen. 103 Min.

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