Schuldbekenntnis der Evangelischen Kirche A. und H.B. in Österreich

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Aus der Erklärung der Generalsynode vom 28. Oktober 1998 " Zeit zur Umkehr - Die Evangelischen Kirchen in Österreich und die Juden": "II. Mit Scham stellen wir fest, daß sich unsere Kirchen für das Schicksal der Juden und ungezählter anderer Verfolgter unempfindlich zeigten.

Dies ist umso unverständlicher, als evangelische Christen in ihrer eigenen Geschichte, zumal in der Gegenreformation, selbst diskriminiert und verfolgt worden waren. Die Kirchen haben gegen sichtbares Unrecht nicht protestiert, sie haben geschwiegen und weggeschaut, sie sind "dem Rad nicht in die Speichen gefallen" (Bonhoeffer). Deshalb sind nicht nur einzelne Christinnen und Christen, sondern auch unsere Kirchen am Holocaust/an der Schoa mit schuldig geworden.

Wir gedenken in Trauer aller Verfolgten, die ihrer bürgerlichen Rechte und ihrer Menschenwürde beraubt, einer rücksichtslosen Nachstellung preisgegeben und in Konzentrationslagern ermordet wurden.

III. Die Generalsynode bittet die Israelitischen Kultusgemeinden und die Juden in Österreich, folgende Versicherung entgegenzunehmen: * Die Evangelischen Kirchen wissen sich verpflichtet, die Erinnerung an die Leidensgeschichte des jüdischen Volkes und an die Schoa stets wachzuhalten.

* Die Evangelischen Kirchen wissen sich verpflichtet, Lehre, Predigt, Unterricht, Liturgie und Praxis der Kirche auf Antisemitismen zu überprüfen und auch über ihre Medien Vorurteilen entgegenzutreten.

* Die Evangelischen Kirchen wissen sich verpflichtet, jeglichem gesellschaftlichen und persönlichen Antisemitismus zu wehren.

* Die Evangelischen Kirchen wollen in der Beziehung zu Juden und Kultusgemeinden einen gemeinsamen Weg in eine neue Zukunft gehen.

Wir bemühen uns daher, das Verhältnis von evangelischen Christen und Juden entsprechend zu überdenken und zu gestalten.

IV. Die Entwicklung des Antisemitismus bis in die Schoa hinein stellt für uns als evangelische Kirchen und evangelische Christen eine Herausforderung dar, die bis in die Wurzeln unseres Glaubens reicht. Der Christen Gott ist kein anderer als der Gott Israels, der Abraham in den Glauben gerufen und die versklavten Israeliten zu seinem Volk erwählt hat.

Wir bekennen uns zur bleibenden Erwählung Israels als Gottes Volk. Diesen "Bund hat Gott nicht gekündigt" (Martin Buber). Er besteht bis ans Ende der Zeit ..."

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