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Eigentlich hätte in dieser oder in einer der unmittelbar nächsten FURCHEN ein Interview mit Alice Schwarzer stehen sollen. Doch die Urfeministin Deutschlands musste aufgrund der vielen Termine in Wien ablehnen, will dieser Zeitung aber bei einem ihrer nächsten Wien-Besuche Rede und Antwort stehen. Hoffentlich Auge in Auge.

Ein E-Mail-Interview wie im Kurier, Standard oder Profil kam nicht in Frage, denn wer verzichtet schon gerne auf die Chance, Alice Schwarzer leibhaftig gegenüberzusitzen? Davon kann man noch seinen Enkeln und Enkelinnen erzählen. Für einige Interessierte gibt es dieser Tage tatsächlich Gelegenheit, die 66-jährige Gründerin und Herausgeberin der feministischen Zeitschrift Emma live zu hören, sofern man noch in den Hörsaal kommt. Sie doziert in Wien gleich auf zwei "Bühnen": Einmal hält sie die Theodor-Herzl-Dozentur am Wiener Publizistikinstitut: Schwarzer spricht über ihren journalistischen Werdegang, über das Interview "Kein Dokument, eine Kunstform" und über Journalismus und Ethik. Die Vorlesungsreihe startete bereits gestern, Mittwoch, und wird am 29. April sowie am 6. Mai fortgesetzt, jeweils von 10 bis 12 Uhr in der Hauptuniversität am Lueger Ring 1.

Zusätzlich übernimmt das feministische Urgestein eine Gastprofessur an der Universität für angewandte Kunst, Wien. Sie spricht über Pornografie und sexuelle Gewalt, über religiösen Fundamentalismus und zum Thema aller Themen mit dem schlichten Titel "Frauen und Männer". Am Donnerstag findet die erste Vorlesung statt, es folgen Termine am 30. April und am 7. Mai, jeweils zwischen 15 und 17 Uhr an der Angewandten. Volle Hörsäle sind wohl gewiss.

Dabei hört man nicht wenige Stimmen, die meinten, Alice Schwarzer sei doch von gestern, sollte man nicht lieber den jungen Feministinnen mehr Chancen geben, sich zu profilieren? Immer und überall werde nur die Schwarzer zu feministischen Themen befragt. Vielleicht. Aber noch fand der Generationswechsel in dieser Hinsicht nicht wirklich statt, zu legendär und charismatisch ist sie. Und die schlagfertige, scharfsinnige Frontfrau der deutschen Frauenbewegung und Beststeller-Autorin (zuletzt "Die Antwort", 2007) lässt sich auch gar nicht in Pension schicken. Was ihr auch einige Kritik einbringt. Überhaupt mehrten sich zuletzt Stimmen, die besagen, die Ikone sei beschädigt, ihr Glanz verblasse. Sie dulde einfach keine Kritik, lasse nur ihre Sicht des Feminismus zu und zeige vor allem als Herausgeberin der Emma ähnliches Machtgehabe, wie sie sonst so manchem Mann gerne vorwerfe, lauten Vorwürfe, die vor allem im vergangenen Sommer zu hören waren, als Schwarzers erster Nachfolgeversuch in der Chefredaktion gründlich schiefgegangen ist. Lisa Ortgies warf nach wenigen Monaten das Handtuch. So ist nach wie vor die Schwarzer alleinige Chefin der Emma. Die Zeitschrift wurde 1977 gegründet und erscheint alle zwei Monate. Immer wieder lässt sie mit Kampagnen aufhorchen, die unter Feministinnen umstritten sind, etwa ihr Feldzug gegen Pornografie und Prostitution. Überhaupt verweist sie hartnäckig auf subtile Formen der Unterdrückung, die der Emanzipation "gewaltige Rückschläge" verpassen würden, wie sie im Interview mit dem Kurier sagt. Umstritten ist auch ihre Analyse des jüngsten Amokläufers in Winnenden. Schwarzer sieht als Hauptmotiv des Täters vor allem eines: Frauenhass.

Bei den Wiener Vorlesungen wird sich zeigen, wie "in" Schwarzer noch ist.

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