Bedenklich für eine weitere Laufbahn (Helmut; red.) Kohls mag vor allem der Triumph von Gerhard Stoltenberg (1928-2001, unter Bundeskanzler Kohl zunächst Finanz-, später Verteidigungsminister; red.) gewesen sein, der als stellvertretender Parteivorsitzender 557 Stimmen erhielt. Hier könnte sich eine Polarisierung andeuten, die bei der Wahl des Kanzlerkandidaten Spannungen auslöst. Noch ist der Zeitpunkt nicht gekommen, und noch betont Kohl, daß es ihm jetzt ausschließlich darum gehe, ein guter Vorsitzender zu sein. Über die Kanzlerkandidatur könne man sich später unterhalten.
Auf jeden Fall hat er sie nicht selbstverständlich in der Tasche. Ein selbstbewußter gewordener Parteitag behält sich die Entscheidung vor. Sollte der nicht eben Charisma besitzende Kohl nicht sachlich viel Erfolg anbieten können, wäre in Gestalt Stoltenbergs ein ernsthafter Konkurrent vorhanden. Sicher wird dabei die Schwesternpartei CSU auch noch ihr Wort mitreden. Ihr gegenüber zu einem klaren und ausgewogenen Verhältnis zu kommen, wird nicht nur unter diesem Aspekt für Kohl entscheidend sein. So viel Zeit hat der "Schwarze Riese“, wie Kohl immer wieder genannt wird, dafür nicht, auch wenn die nächste Bundestagswahl erst 1976 ist. Denn, so der zurückgetretene Generalsekretär Kraske auf dem Parteitag in Bonn: "Der Bundestagswahlkampf hat bereits begonnen.“ Nr. 25 / 23. Juni 1973
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