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Die Neue Zürcher Zeitung gilt als eines der besten Tagblätter. Das Ansehen der internationalen Ausgabe lässt jedoch mehr vermuten, als die NZZ im Heimatmarkt erreicht. Ihre in der Schweiz verbreitete Auflage von 127.000 Exemplaren entspricht jener der Oberösterreichischen Nachrichten. Sogar in der Heimatstadt des Renommierblattes findet ein anderer Qualitätstitel mehr Abnehmer. Der Tages-Anzeiger liegt mit 173.000 Stück auf Höhe des österreichischen Kurier.

Just dieser Tagi meldet, dass die NZZ online wie international expandiert. Der Testmarkt dafür soll Österreich sein. Das wirkt folgerichtig. Qualität ist eine Erfolg versprechende Zukunftsstrategie für das darbende Geschäftsmodell Zeitung. Doch nur wer die Elite-Zielgruppe voll ausschöpft, reüssiert. Der deutschen Zeit kann ihr Austro-Teil höchsten Zubrot sein. Für die Neue Zürcher dagegen ist schon Österreich größer als der Heimatmarkt - und Deutschland die Perspektive mit zehnfachem Potenzial.

Die notwendige (inter)nationale Expertise besorgt nicht nur Veit Dengler, der aus der Steiermark stammende Geschäftsführer der NZZ-Gruppe und Mitgründer von NEOS. Chefredaktor Markus Spillmann referiert durchaus mit Hintergedanken im Medienlehrgang der Universität Graz. Seine erste ORF-Abwerbung Silvia Fleck startet schon im Februar in Zürich - vorerst mit Fernsehen. Gelingt dieses Projekt, stehen insbesondere Standard und Presse vor einer riesigen Herausforderung: Trinationale multimediale Konkurrenz drängt auch Platzhirsche trotz Heimstärke zur digitalen Markterweiterung. In einem solchen Wettbewerb der Interpretationen von Qualitätsjournalismus gibt es nur für die erste Teilstrecke einen hohen Favoriten - das Publikum. Doch bei einer allfälligen anschließenden Marktbereinigung verliert es das Etappenrennen um die bestmögliche Information.

Der Autor ist Medienberater und Politikanalyst

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